Neujahrsempfang. Anders als bei der globalen Wohlstandsverteilung befinden sich die Ozeane der Nord- und der Südhalbkugel im Gleichgewicht: Absteigende kalte Wassermassen vor Grönland im Norden und im Wedellmeer im Süden treiben die Meeresströmungen an, sie wirken wie riesige Pumpen und sind etwa gleich stark. Das hat Einfluss auf unser Klima. So sorgen der Golfstrom und seine Fortsetzung, der Nordatlantikstrom, für ein vergleichsweise mildes Klima in Mitteleuropa.

Die Wissenschaftler bezeichnen das ozeanologische Kräftegleichgewicht als bipolare Schaukel. "Ich arbeite gerade an der Frage, wie stabil sie auf ihrer mittleren Position bleibt, oder ob bald mit einem Ausschlag zu rechnen ist", sagt Prof. Mojib Latif, Experte für Ozeanzirkulation und Klima am Helmholtz-Institut Geomar in Kiel. "Wenn die nördliche oder die südliche Meerespumpe stärker wird und die Vorherrschaft übernimmt, so hat dies Folgen für die weltweite Klimaentwicklung. Allerdings werden wir eine verzögerte Reaktion haben, denn die Meeresströme sind träge. Verändern sie sich, so ist dies erst in einigen Jahrzehnten, vielleicht sogar erst in einem Jahrhundert beim Klima spürbar."

Um den "Kampf zwischen Nord und Süd", wie Latif es nennt, besser beobachten zu können, werden vor allem aus dem südlichen Ozean mehr Daten gebraucht. "Die Lage bessert sich allmählich", freut sich Mojib Latif, der zwischen Kiel und seiner Heimatstadt Hamburg pendelt. "Es werden im Südpolarmeer immer mehr Driftbojen ausgebracht", sagt der Klimaforscher. "Sie treiben durch das Meer, liefern uns Daten von größeren Regionen und aus verschiedenen Wassertiefen."