Europaweite Studien zeigen, dass Vögel, Falter und Pflanzen dem Wandel kaum folgen können

Halle/Wien. Vögel und Schmetterlinge können offenbar mit dem Klimawandel nicht mithalten. In den vergangenen beiden Jahrzehnten habe sich der ideale Lebensraum der Tiere in Europa schneller nach Norden verschoben, als die Tiere mitwandern konnten, schreiben europäische Forscher im Fachmagazin "Nature Climate Change". Im Vergleich zur Erwärmung und der damit verbundenen Verschiebung ihrer Lebensräume in Richtung Norden liegen Schmetterlinge demnach im Durchschnitt 135 und Vögel sogar 212 Kilometer zurück. Die Studie basiert auf Daten aus rund 1,5 Millionen Beobachtungsstunden an mehr als 11 000 Orten.

Die Wissenschaftler überraschte zudem die Kluft zwischen Schmetterlingen und Vögeln. Insgesamt habe sich der Lebensraum der Tagfalter im Durchschnitt um 239 Kilometer nordwärts verlagert. Die Schmetterlinge seien jedoch nur 114 Kilometer gefolgt. Die Forscher vermuten, dass die Falter dennoch sensibler als Vögel sind und Temperaturveränderungen dadurch besser folgen können.

Das Ergebnis sei der erste Beleg dafür, dass der Klimawandel auf einem ganzen Kontinent Lebensräume deutlich verschiebe und Lebensgemeinschaften aus verschiedenen Tiergruppen auseinanderreißen könne, betonen die Forscher. "Zum Beispiel sind viele Vogelarten bei ihrer Ernährung auf Raupen bestimmter Schmetterlingsarten angewiesen und könnten daher unter den Veränderungen leiden", erklärt Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle. Zwischen einzelnen Ländern gibt es jedoch Unterschiede. So habe sich die Durchschnittstemperatur der Vogellebensräume in Tschechien kaum erhöht, in Schweden dagegen stark.

Der Wandel hinterlässt auch deutliche Spuren in den Pflanzengemeinschaften aller europäischen Gebirgsregionen, meldet die Universität Wien. In den Bereichen oberhalb der Baumgrenzen siedeln sich zunehmend wärmeliebende Arten aus tiefer gelegenen Gebieten an. Die Zahl der an das raue Hochgebirgsklima angepassten Pflanzenarten geht dagegen zurück. Das hat die erste europaweite Langzeituntersuchung der Bergvegetation ergeben. Sie wertete Daten aus 60 Gipfelregionen in ganz Europa aus.