Forscher untersuchten mehr als 250 000 Erstklässler und ihre Familien in Brandenburg

Tübingen. Arbeitslosigkeit der Eltern kann sich negativ auf die Körpergröße von Kindern und damit auf ihre Lebensqualität und Gesundheit auswirken. Das haben Prof. Jörg Baten von der Universität Tübingen und Andreas Böhm vom Landesgesundheitsamt Brandenburg in einem Forschungsprojekt herausgefunden. Entscheidend, so vermuten die Forscher, war dafür aber nicht das durch die Arbeitslosigkeit bedingte geringere Einkommen, sondern vielmehr der psychologische Stress und die Frustration der Eltern. Diese Faktoren könnten dazu führen, dass Kinder schlechter versorgt werden.

Zu beachten ist, dass die Körpergröße als Indikator nur für Durchschnitte einer großen Anzahl von Körpergrößen gilt. Die geringe Körpergröße eines einzelnen Menschen sagt nichts über das Wohlergehen aus, weil es eine breite genetische Streuung gibt.

Die Forscher untersuchten in Brandenburg, inwiefern eine hohe Arbeitslosigkeit in der Region und weitere Faktoren, wie etwa eine hohe Abwanderungsrate, das Wachstum von Kindern in der Zeit von 1994 bis 2006 beeinflussten. Bei der Einschulung wurden Körpergröße, Alter und Geschlecht von über 250 000 Erstklässlern dokumentiert und der Beruf der Eltern, ihr Ausbildungsniveau sowie Zahl der Kinder und Erwachsenen je Haushalt erfasst.

Die Auswertung der Daten ergab, dass nicht nur Arbeitslosigkeit der Eltern die Körpergröße der Kinder negativ beeinflusst, sondern auch die Abwanderungsrate in einer Region. Da es oft eher die gebildetere Bevölkerungsschicht ist, die eine Region in der Folge schlechter Bedingungen verlässt, bleiben die weniger Gebildeten zurück. Da gerade Familien mit gebildeten Eltern meist mehr Wert auf eine gesunde Ernährung und medizinische Versorgung der Kinder legen, entwickeln sich diese besser und werden größer.

Von besonderer Bedeutung scheint das Ausbildungsniveau der Mutter zu sein, da meist sie es ist, die sich um die Ernährung und Versorgung der Kinder kümmert. Positiv wirkte es sich auf die Größe der Kinder aus, wenn drei oder mehr Erwachsene im gleichen Haushalt leben, also wenn etwa Großeltern die Versorgung der Kinder unterstützen.

Insgesamt zeigte sich, dass die Körpergröße der Kinder durch die hohe Arbeitslosigkeit der Eltern beeinflusst wurde. Dieser Effekt, so die Forscher, bleibe auch nach Kontrolle durch andere mögliche Faktoren - wie Abwanderungsrate, Bildung der Eltern und Haushaltsstruktur - bestehen.