Der weltgrößte Beschleuniger am Forschungszentrum Cern läuft nach Plan

Genf. Wenn Physiker Teilchen ein zweites Mal entdecken, erscheint dies kaum bemerkenswert. Doch am Large Hadron Collider (LHC) im Forschungszentrum Cern in Genf sind solche "Wiedersehen" extrem wichtig. Nachdem der größte Teilchenbeschleuniger der Welt am 30. März seinen eigenen Energierekord von 3,5 TeV (Tetraelektronenvolt) auf sieben TeV verdoppelt hat, überprüfen die Physiker nun, ob alle Systeme richtig kalibriert sind.

"Die Experimente am LHC haben in den letzten zwei Monaten fast die gesamte Teilchenphysik der letzten 50 Jahre 'wiederentdeckt'", berichtet Joachim Mnich, einer der Direktoren des Desy Hamburg. Er war an der Entwicklung des sogenannten CMS-Detektors beteiligt, eine von mehreren Apparaturen, mit denen sich die Teilchen im Beschleunigerring aufspüren lassen. CMS hat bereits die W- und Z-Teilchen eingefangen, die beide die schwache Kraft vermitteln, eine der vier Grundkräfte in der Physik. "Alle Teilchendetektoren funktionieren bestens und sind gut gerüstet, um in den nächsten Jahren neue Physik zu entdecken", betont Karl Jakobs von der Universität Freiburg, ebenfalls Forscher am LHC.

Bevor der Beschleuniger Einblicke in neue Felder geben kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Die Physiker wollen zunächst die Anzahl der Kollisionen pro Sekunde schrittweise erhöhen - je größer die Kollisionsrate, desto größer die Chance auf Neuentdeckungen. Auch die Energie muss weiter steigen, die derzeitigen sieben TeV sollen sich nochmals verdoppeln.

Das Aufspüren eines großen Unbekannten bleibt jedoch höchst schwierig: Das Higgs-Teilchen wurde schon in den 60er-Jahren von Physikern vorausgesagt, um das Phänomen der Masse zu erklären. Bisher lieferten Beschleuniger weltweit nur Indizien für seine Existenz, ein direkter Nachweis wäre der Durchbruch. Die Suche nach dem Higgs-Teilchen gleiche einem "Dauerlauf", so Joachim Mnich, vor dessen Entdeckung lägen einige Jahre beharrlicher Arbeit.