Sicherheitsgurte und Airbags sind Ursache für viele Verletzungen. Unfallchirurgen fordern Fortschritt

Sie konnten die Zahl der Todesfälle und Beinverletzungen bei Verkehrsunfällen zwar deutlich reduzieren, sind aber andererseits die Ursache zahlreicher schwerer Verletzungen im Bereich des Oberkörpers: Sicherheitsgurte und Airbags. Dies ergab eine aktuelle Analyse US-amerikanischer Unfalldaten durch britische Wissenschaftler. "Eine Weiterentwicklung der Rückhaltesysteme in Kraftfahrzeugen ist daher dringend nötig", forderte der britische Unfallchirurg Dr. Mark Chong beim 11. Jahreskongress der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology in Madrid. "Das Ziel müssen Systeme mit abgeschwächter Dynamik sein, die sowohl Leben retten als auch vor Verletzungen der oberen Extremitäten schützen", so Dr. Chong.

Die aktuelle Analyse ist eine der ersten, die Verletzungen an den oberen Extremitäten evaluiert. Ausgewertet wurde das Datenmaterial des US-amerikanischen Forschungsnetzwerks gegen Verkehrsunfallverletzungen. Das Ergebnis: "Mehr als ein Fünftel der registrierten Unterarmbrüche, genau 21,5 Prozent, waren direkt auf die Auslösung des Airbags zurückzuführen. Und sämtliche der 21 Schlüsselbeinbrüche in unserem Analyse-Sample waren durch Kompressionen durch den Sicherheitsgurt verursacht, " erläuterte Dr. Chong. "Die übrigen, von den Sicherheitseinrichtungen nicht direkt verursachten Brüche wurden durch diese zumindest nicht verhindert. Fatal ist beides vor allem deshalb, weil Unfallopfer mit Brüchen ein wesentlich höheres Sterblichkeitsrisiko haben als jene, die Weichteilverletzungen erleiden."

Als Konsequenz fordern die Unfallforscher deshalb eine Weiterentwicklung von Sicherheitsgurten und Airbags unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse.