Auch in Hamburg sind wieder Passanten verletzt worden. Es passiert meist zur Brutzeit

Die Attacke kam aus heiterem Himmel, im wahrsten Sinne des Wortes: Gudrun Lipka-Bazar ging durch den Wichernsgarten in Hamm, da spürte sie plötzlich einen heftigen Schlag am Kopf. "Als hätte mich ein Brett getroffen", erzählt die 56-Jährige. "Ich fasste nach oben - an meiner Hand war Blut. Da bin ich gerannt." Aus einem Baum am Wegesrand habe sie zuvor noch laute Geräusche gehört. "Was für einen Krach diese Krähen machen", habe sie gedacht, aber nicht weiter auf den Baum geachtet.

Im Marienkrankenhaus wurde ihre Wunde behandelt, außerdem bekam sie eine Tetanusspritze. Der Arzt habe eindeutig festgestellt, dass die Verletzung von einem Vogelschnabel stamme. "Ich will die Sache nicht dramatisieren, ich bin auch nicht schwer verletzt", sagt Lipka-Bazar, jetzt, da der Schreck vorüber ist. Aber sie frage sich, ob an bestimmten Stellen nicht Schilder aufgestellt werden sollten, die vor Krähen warnen.

Krähen gehören zur Familie der Rabenvögel. Es kommt jedes Jahr vor, dass sie Menschen angreifen. Der Fall von Gudrun Lipka-Bazar ist nicht der erste in Hamburg in diesem Frühjahr; bereits in der vergangenen Woche waren zwei Frauen in Hamm und Harvestehude attackiert worden. Dennoch handele es sich um Ausnahmen, sagt Sven Baumung, Ornithologe beim Naturschutzbund Hamburg. "In den meisten Fällen, in denen Menschen diesen Vögeln zu nahe kommen, passiert nichts."

Wie kommt es zu den seltenen Attacken? "Im Moment ist Brutzeit, und die Krähen verteidigen ihre Jungen. Im Nest sind die Kleinen meist weit genug entfernt. Wenn sie aber schon herumhüpfen, können Menschen ihnen so nah kommen, dass die Krähen-Eltern aggressiv reagieren." Dauerhaft Warnschilder machten wenig Sinn, sagt Baumung. "Die Vögel brüten nicht jedes Jahr an einer Stelle." Als Maßnahme bleibe nur, während der Brut Abstand zu halten. "Noch etwa zwei Wochen, dann ist die Brutzeit beendet."