Berliner Informatiker entwickeln ein Auto, das nur durch Blicke gesteuert wird

Als hätte er eine Pistole im Rücken, hält der Fahrer des Mini-Vans der Marke Dodge die Hände in die Höhe. Dabei rollt sein Wagen schnurrend im Kreis über die ehemalige Landebahn des Flughafens Tempelhof in Berlin. Die Pose soll beweisen, dass nicht die Hände des Fahrers den Dodge lenken, sondern seine Augen. Eine technische Sensation mit begrenztem Nutzwert. "Bisher sind diese Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen verboten", sagt Raúl Rojas, Informatiker und Leiter der Arbeitsgruppe "Künstliche Intelligenz" an der Freien Universität (FU) Berlin, die den Wagen entwickelt hat.

Sein Kollege, der im Auto sitzt, trägt einen Fahrradhelm, auf dem eine Kamera angebracht ist. Sie zeichnet die Augenbewegungen des Fahrers auf und sendet sie an einen Computer. Der wandelt die Informationen in Steuersignale für das Fahrzeug um. Rund 150 000 Euro kostet das Fahrzeug, das die Wissenschaftler "Spirit of Berlin" nennen.

Was aber, wenn der Fahrer durch Werbung am Straßenrand abgelenkt wird? "Kein Problem", sagt Rojas. Die Sensoren melden, ob hier eine Straße abzweigt, und verwerfen das Abbiegen, falls es keine gibt. Überquert allerdings ein hübsches Mädchen die Straße an einer Kreuzung, an der der Fahrer eigentlich geradeaus fahren möchte, hat er Pech. Blickt er ihr nach, dreht der Dodge ab.

Allerdings ist das Augen-gesteuerte Fahrzeug nicht für die Massenproduktion entwickelt. "Es ist ein technischer Schritt auf dem Weg zum fahrerlosen Auto", sagt Rojas. Noch 20 bis 30 Jahre wird es nach Einschätzung des Wissenschaftlers dauern, bis die Technik ausgereift ist und der Gesetzgeber fahrerlose Autos zulässt. Rojas ist überzeugt, dass Computer besser fahren als Menschen.

Die Entwicklung dieser Fahrzeuge verfolgt auch die Rüstungsindustrie mit großem Interesse. Rojas berichtet, dass das Pentagon in den Vereinigten Staaten die dortigen Forscher finanziell unterstützt. In Deutschland fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Entwicklung, die jedoch so mancher Autofan mit Zweifeln verfolgen mag.