hAMBURG. Das emotionale Band zwischen Eltern und Kind entsteht im ersten Lebensjahr, insbesondere zwischen dem vierten und achten Monat, und bleibt zeitlebens bestehen. Wenn die Mutter allerdings durch eine psychische Erkrankung oder Krise in dieser Zeit dem Kind nicht genug Aufmerksamkeit, Sicherheit und Geborgenheit geben kann, braucht sie unbedingt Hilfe. Deshalb hat die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum Eppendorf (UKE) ihr Behandlungsangebot um die in den USA entwickelte Elterngruppentherapie erweitert. Ihr Name: "Kreis der Sicherheit". Bisher gab es dort bereits eine Spezialsprechstunde zur Mutter-Kind-Therapie und eine Tagesklinik (seit 1998).

"Unsere Patienten sind die Mutter, das Kind und die Beziehung zwischen ihnen", sagt Privatdozent Dr. Georg Romer, kommissarischer Direktor der Klinik. Das Ziel: frühe Entwicklungsabweichungen beim Säugling zu erkennen, wenn die Mutter psychisch erkrankt ist. Mütter, die hier behandelt werden, leiden unter unterschiedlichen Formen psychischer Störungen. Das sind zum Beispiel Depressionen nach der Geburt, Psychosen, Angst- und Zwangsstörungen, Persönlichkeitsstörungen. "Die Kinder können bereits im Säuglingsalter Auffälligkeiten zeigen, sie ziehen sich zurück, sind hyperaktiv oder schreien häufig", sagt Psychologin Dr. Brigitte Ramsauer. Manche Mütter hätten Schwierigkeiten, sich auf ihr Kind emotional einzulassen, weil sie selbst unter belastenden Kindheitserfahrungen litten oder die Signale des Kindes nicht richtig deuteten. Dann fehlt, was das Kind am meisten braucht: Fürsorge und Unterstützung der Mutter bei der Entdeckung der Welt und ihren Schutz und Trost, wenn es sich ängstigt.

Die Auswirkungen können das Kind ein Leben lang begleiten. Eine sichere Bindung sei die Grundlage für das Urvertrauen, das uns hilft, Ängste, Unsicherheiten und Krisen zu bewältigen. "Unser Leben lang greifen wir auf diese Erfahrung zurück, die uns sagt: Ich kann bei einer Vertrauensperson auftanken, wenn ich Stress habe. Wer dies nicht verinnerlicht hat, wird immer dazu neigen, alle Probleme mit sich allein abzumachen, und es viel schwerer haben", sagt Romer.

Um das zu verhindern, wenden die Experten im UKE eine Therapie an, die man Mutter-Baby-Psychotherapie nennt. Sie bietet den Müttern die Möglichkeit, sich und ihr Kind besser verstehen zu lernen und "im Duett" mehr Sicherheit und Stabilität zu erlangen, so Dr. Ramsauer. Das gemeinsame Arbeiten in einer Therapiegruppe von Müttern könne besonders nützlich dabei sein. Teilnehmen können psychisch erkrankte Mütter mit Säuglingen von vier bis neun Monaten. Sie können sich in der UKE-Ambulanz anmelden. "In einem Vorgespräch und einer ausführlichen Diagnostik wird geklärt, wo die Schwierigkeiten liegen. Es werden Videoaufnahmen von alltäglichen Situationen erstellt, in denen sich Beziehungsschwierigkeiten zeigen können, zum Beispiel beim Wickeln oder Spielen", sagt Ramsauer.

Jede Gruppe besteht aus sechs Müttern und wird von zwei Therapeuten geleitet. Sie umfasst 20 Sitzungen à 75 Minuten, die einmal pro Woche stattfinden. Dabei werden den Müttern zunächst Informationen zu wichtigen Entwicklungsbedürfnissen der Babys vermittelt. Die Videos werden gemeinsam besprochen. Nach einer Zwischenbilanz in der neunten Sitzung werden erneut Videos aufgenommen. Im Weiteren geht es darum, was sich in der Behandlung verändert hat. "Zudem erwarten wir, dass die Mütter sich gegenseitig Halt geben, weil sie die Erfahrung machen: Es gibt andere, denen es genauso geht", sagt Romer. Später können die Mütter ambulant weiterbehandelt werden. "Wenn es gelingt, dass Mutter und Kind ein stabiles emotionales Band zueinander finden, sind beide aus dem Gröbsten raus", sagt der Kinderpsychiater.