Ein- und Durchschlafstörungen waren das zentrale Thema der Veranstaltung im Diakonie-Klinikum Hamburg.

Was ist am Schnarchen gefährlich?

Etwa 50 Prozent aller Männer schnarchen, bei den Frauen sind es nicht so viele. Aber nach den Wechseljahren gleicht sich das fast an. Schnarchen ist keine Krankheit. Aber es gibt ein krankhaftes Schnarchen mit Atemaussetzern ("Schlafapnoe"). Dabei kommt es zu Atemstillständen. Dann wird aus harmlosem, ruhestörenden Lärm eine Krankheit, die gefährlich werden kann für Herz und Kreislauf. Untersuchungen müssen das klären. Um herauszufinden, ob es sich nicht um harmloses Schnarchen handelt, ist der Bettpartner hilfreich. Handelt es sich um Schnarchen mit Pausen, ist Vorsicht geboten. Bei krankhaftem Schnarchen leiden Patienten unter Tagesmüdigkeit.

Dr. Jörg Putensen, Schlafmediziner und Internist im Diakonieklinikum Hamburg

Wie stellt der Arzt Gefahren fest?

Dazu geben wir Patienten ein Gerät mit nach Hause, ein sogenanntes Schlafscreening,. Dabei müssen sie sich nach Anleitung unser Helferinnen selber verkabeln. Die Untersuchung dauert eine Nacht. Dann wird das Gerät in der Praxis abgegeben und wir stellen fest, ob es zu Atempausen kommt. Dann überweisen wir Betroffene eventuell ins Schlaflabor.

Dr. Hans-Jürgen Juhl, niedergelassener Hals-Nasen-Ohrenarzt

Was passiert beim Screening?

Das nächtliche Screeninggerät untersucht nicht die neurologischen Ursachen für Ein- und Durchschlafstörungen, sondern den Schlaf bezüglich Sauerstoffsättigung und Atemaktivität. Es misst Atmung, Brustkorb- und Bauchbewegungen, die Herzfrequenz und vor allem die Sauerstoffsättigung im Blut, wie viel Sauerstoff vom Körper aufgenommen wird. So wird gemessen, ob es Atemstopps gibt.

Dr. Ralf Oertel, niedergel. Lungenfacharzt

Was tun bei Schlafapnoe?

Das Prinzip besteht darin, dass man die Atemwege durch Hineinpumpen von Luft offen hält. Das geht nur über eine Maschine, die Luft pumpt ("CPAP-Gerät"). Damit die Luft in die Atemwege gerät, bedarf es einer Maske, die abschließt. Oft ist es ein schwieriger Prozess, eine Maske zu finden, die einem passt und die man die ganze Nacht ertragen kann. Es gibt Nebenwirkungen wie das Trockenwerden der Atemwege durch den Luftstrom. Man kann versuchen, das durch einen Befeuchter zu verbessern. Die Therapie abzubrechen wäre gefährlich. Man sollte sich Hilfe holen, wenn Probleme auftreten. Dazu sollte das Schlaflabor zur Seite stehen, in dem diese Therapie eingestellt wurde. Und es gibt Selbsthilfegruppen (Kontakt in Hamburg: Peter Runck: Tel. 745 68 22). Bei einer schweren Schlafapnoe gibt es zu der Therapie keine Alternative.

Dr. Putensen

Wie entstehen Schlafstörungen?

Es ist nicht so selten, dass es für Durchschlafstörungen einen Auslöser gibt, etwa Ängste oder Schmerzen, die irgendwann weg sind, aber die Schlafstörungen bleiben. Man muss sich nicht darauf versteifen, dass man dieses Ereignis herausfindet, um die Schlafstörung zu behandeln. Eine Ein- und Durchschlafstörung entsteht oft durch Einflüsse von außen, weitergeführt wird sie im Kopf. Das ist ein erlerntes Verhaltensmuster, das Ein- und Durchschlafen verhindert. In der Schlafschule trainieren wir, das wieder zu verlernen. So kann man versuchen, durch Kombination von schlafhygienischen Maßnahmen, Änderungen der äußeren Umstände und Verhaltensänderungen, wie Sport im Alltag, das erlernte Verhalten umzukehren - ohne Schlafmittel.

Dr. Britta Tiburtius, Leiterin der Schlafschule, Diakoniekrankenhaus Bethanien

Was gehört zur Schlafhygiene?

Wichtig ist, sich ein Bündel von schlafhygienischen Maßnahmen zu schaffen, mit denen man die äußeren Bedingungen optimal gestaltet. Dazu gehören regelmäßige Aufsteh- und Zubettgehzeiten und alles, was nicht zum Schlafen gehört, aus dem Schlafzimmer zu verbannen, wie Akten, Computer, Fernseher, Telefone, auch Uhren, um sich nicht verleiten zu lassen, dauernd auf die Uhr zu gucken. Im Schlafzimmer sollte es nicht zu warm und nicht zu kalt sein, das ist individuell unterschiedlich. Häufig wird unterschätzt, wie wichtig es ist, Lärm zu eliminieren. Das Abendessen sollte nicht zu schwer sein und nicht zu spät eingenommen werden.

Dr. Tiburtius

Wie komme ich von Schlafmitteln los, die ich seit Jahren nehme?

Chronischer Schlafmittelgebrauch macht selber Schlafstörungen. Es ist sehr schwer, davon wegzukommen. Man braucht dabei oft professionelle Hilfe. Die Reduktion der Dosis ist schwierig. Wenn man es allein probieren will, hilft vielleicht ein Trick: Manchmal ist es hilfreich, wenn man sich zeitlich beschränkt. Sagen Sie sich: In sieben Nächten nehme ich sechs Schlaftabletten, die darf ich mir einteilen. Einen Tag muss ich es ohne schaffen. Konsequent angewendet, kann es dazu führen, dass die Nacht ohne Tablette gar nicht viel schlechter war als die anderen Nächte. Dann versuchen Sie es vielleicht mit fünf Nächten.

Dr. Putensen

Im Bett kreisen meine Gedanken, sodass ich nicht einschlafen kann.

Das ist sehr häufig. Bewährt hat sich dabei eine Methode aus der Verhaltenstherapie, bei der man versucht, diesen kreisenden Gedanken einen anderen entgegenzusetzen. Man kann niemandem befehlen, den Kopf leer zu machen. Irgendetwas bewegt sich dort immer. Aber man kann versuchen, sich ein Ruhebild anzutrainieren, das man diesen kreisenden Gedanken entgegensetzt. Das ist nicht leicht und nicht etwas, was gleich klappt, sondern eine Trainingssache. Sie sollten sich etwas aussuchen, was Ihnen innerlich ein gutes Gefühl gibt, etwa eine Szene aus einem schönen Urlaub. Es sollte immer die gleiche Szene sein.

Dr. Tiburtius

Wie kann man unruhige Beine behandeln?

Das Syndrom der unruhigen Beine heißt auch Restless-Legs-Syndrom. Typisch dafür ist, dass man eine Bewegungsunruhe in den Beinen spürt, manchmal eine brennende Missempfindung, die im Tagesverlauf zunimmt und am schlimmsten ist, wenn man sich in Ruhe befindet, also nachts im Bett. Was gut hilft, ist aufzustehen und umherzugehen. Das Restless-Legs-Syndrom lässt sich relativ gut diagnostizieren. Es gibt Medikamente dagegen, einen Abkömmling von Dopamin. Dieser Nervenbotenstoff ist auch vermindert bei der Parkinsonschen Erkrankung. Beim Restless-Legs-Syndrom hilft es bei etwa 80 Prozent der Patienten, diese Neurotransmitter zu ersetzen oder einen sogenannten Agonisten zu verordnen, ein Medikament, das an derselben Stelle wirkt. Das sind keine Schlafmittel, aber als Nebenwirkungen in den ersten Tagen kann es dazu kommen, dass diese Medikamente einen Sekundenschlaf auslösen.

Dr. Friedhelm Hummel, Leitender Oberarzt in der Neurologischen Klinik am UKE und stellvertretender Leiter des Universitären Schlafmedizinischen Zentrums Hamburg