Nahtod-Erfahrungen haben Wissenschaftlern zufolge vielleicht weniger mit psychologischen Gründen zu tun als schlicht mit einem hohen Kohlendioxidgehalt im Blut. Forscher der Universität Moribor in Slowenien untersuchten 52 Fälle von Herzinfarkten in drei großen Kliniken, wie sie in ihrer heute erscheinenden Studie in der Fachzeitschrift "Critical Care" erklären. Das durchschnittliche Alter der untersuchten Patienten lag bei 53 Jahren, 42 von ihnen waren Männer. Elf dieser Patienten hatten eine Nahtod-Erfahrung, bevor sie gerettet wurden.

Den Wissenschaftlern zufolge hatten diese elf Menschen nichts gemein, was ihr Alter, ihren Bildungsstand, ihren religiösen Glauben, ihre Angst vor dem Tod, die verabreichten Medikamente oder ihre Genesungszeit nach dem Infarkt betraf.

Was die Ärzte aber bei allen elf Patienten feststellten, waren ein erhöhter CO2-Gehalt und ein leicht erhöhter Kaliumwert in ihrem Blut. Um daraus jedoch gültige, wissenschaftlich nachprüfbare Erkenntnisse abzuleiten, seien umfangreichere Untersuchungen mit mehr Patienten nötig, erklärten die Forscher um Zalika Klemenc-Ketis.

Eine Nahtod-Erfahrung ändere das Leben von Herzinfarktpatienten bisweilen von Grund auf, hoben die Wissenschaftler hervor. Deshalb sei es wichtig herauszufinden, wie dieser Zustand entstehe.

Früheren Studien zufolge haben elf bis 23 Prozent von Infarktüberlebenden eine Nahtod-Erfahrung, die sich durch Gefühle von Frieden und Freude, göttliche Begegnungen oder tanzende Lichter ausdrücken kann. In der klassischen Medizin beschäftigen sich die neurophysiologische Forschung und die Psychologie und Psychiatrie mit diesem Thema. Aus der Psychopathologie sind zum Beispiel bestimmte Arten von Halluzinationen bekannt, bei denen jemand ein Bild von sich außerhalb des eigenen Körpers sieht.