Merkur erscheint neben der Venus. Dazu gesellt sich die schmale Sichel des zunehmenden Mondes. Der Planetariumschef erklärt die Highlights des Frühlingshimmels.

Noch zwei Tage bietet sich in diesem Jahr die einzige Chance, abends den sonnennahen Planeten Merkur gut zu sehen. Kurz nach 20 Uhr sollte man die Westrichtung im Auge behalten - zunächst entdeckt man den strahlend hellen "Abendstern". Er ist kein selbst leuchtender "Fixstern", sondern der nach der römischen Liebesgöttin benannte "Wanderstern" (= Planet) Venus. Doch die Venus ist nicht alleine - ihr zur Seite eilt der Götterbote, der Planet Merkur. Man kann ihn etwa drei Grad "rechts" neben Venus bei klarer Sicht erkennen. Allerdings ist dieses ungleiche Paar bereits kurz nach 21 Uhr im Horizontdunst im Westen verschwunden und geht unter. Am 9. April erreicht Merkur den bescheidenen Winkelabstand von 19 Grad zur Sonne. Danach nähert er sich von uns aus gesehen wieder der Sonne und verschwindet in ihrem Glanz, während Venus ihre Rolle als "Abendstern" den ganzen Monat ausbauen kann. Sie leuchtet am Monatsende sogar schon bis kurz nach 23 Uhr im Westen. An den Abenden des 16. und 17. April gesellt sich sogar die schmale Sichel des zunehmenden Mondes zur hellen Venus.

Der Mond und die Planeten unseres Sonnensystems laufen nahezu in einer Ebene mit der Erde um die Sonne. So zieht der Mond von Planet zu Planet in den Tierkreissternbildern, die sich in dieser Bahnebene befinden: In der Nacht vom 21. auf den 22. April wandert er am Mars im Sternbild Krebs vorbei und rückt Abend für Abend nach Osten Richtung Saturn. Am 23. April steht der Mond südlich von Regulus im Löwen genau zwischen Saturn und Mars. Zwei Abende später, am 25. April, zieht er an Saturn in der Jungfrau vorbei und erreicht am 28. die Vollmondstellung.

Wenn wir in diesem Monat einen dunklen Nachthimmel suchen, so sollten wir jetzt die Nächte nutzen, bis etwa zum 20. April. In dieser Zeit bleibt der Abendhimmel frei von störendem Mondlicht.

Hoch oben streben die sieben Sterne des Großen Wagens auf den Zenit zu - wir müssen uns fast den Hals verrenken, um sie zu sehen. Der Große Wagen ist nur der hellere Teil des viel größeren Sternbildes Großer Bär, genauer: der Großen Bärin, lateinisch "Ursa Major". Der griechischen Sage nach war dies die wunderschöne Callisto, der Zeus nachstellte und die er in eine Bärin verwandelte, als seine Göttergattin Hera ihm auf die Schliche kam. Auf Geheiß der misstrauischen Hera musste er die Bärin unerreichbar hoch in den Himmel schleudern.

Es ist typisch für den Frühling, dass der Große Bär und dessen sieben helle Wagensterne hoch über uns stehen. So können wir sie als Wegweiser zu den wichtigsten Sternen verwenden. Verlängern wir die Hinterachse etwa fünfmal, stoßen wir auf halber Höhe über dem Nordhorizont auf den Polarstern, den Nordstern.

Verlängern wir die Hinterachse und die vorderen Kastensterne in die dem Polarstern gegenüber liegende Richtung, kreuzen sich beide gedachten Linien hoch über der Südrichtung in einem Sternentrapez. Das Sternenviereck markiert den Körper des Löwen.

Schließlich führt uns der Schwung der Deichsel des Großen Wagens zu dem hellen, rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter (lateinisch: "Bootes"). Der Sage nach treibt er den Großen Bären vor sich her.

Ziehen wir den Deichselbogen über Arktur hinaus nach Südosten, treffen wir auf Spica, den bläulich funkelnden, hellen Hauptstern der Jungfrau. Die Jungfrau folgt dem Löwen im Tierkreis. In diesem ausgedehnten Sternbild finden wir den Saturn. Er leuchtet in einem ruhigen goldgelben Licht und ist die ganze Nacht am Himmel zu sehen. Auch der Planet Mars ist mit bloßem Auge gut zu sehen - er steht auf der anderen Seite des Löwen - im unscheinbaren Sternbild Krebs.