Seidenraupen könnten in Raumstationen und Mondbasen künftig für Abwechslung auf dem Speisezettel sorgen. Zu diesem Ergebnis kommt ein chinesisch-russisches Forschungsteam in einer Studie, die jetzt in der Zeitschrift "Advances in Space Research" erschienen ist.

Ziel der vom Biologen Hong Liu an der Pekinger Beihang-Universität geleiteten Untersuchungen war es, den täglichen Umsatz an Atemluft, Wasser und Nahrung pro Kopf zu ermitteln. Dabei strebten die Forscher einen möglichst weitgehend geschlossenen Stoffkreislauf an, um teure Versorgungsflüge von der Erde auf ein Minimum zu begrenzen. Eine zentrale Rolle spielt der Anbau von Pflanzen, deren Früchte als Nahrung dienen und die zugleich Sauerstoff erzeugen. Etwas über 42 Quadratmeter Anbaufläche seien für die Versorgung einer Person erforderlich, so die Studie. Knapp die Hälfte ist für Reis vorgesehen, gefolgt von Weizen (15,64 Prozent) und Erdnüssen (9,43 Prozent).

Für Maulbeerbäume haben die Wissenschaftler 6,21 Prozent der Agrarfläche eingeplant. Sie dienen jedoch nicht nur der Versorgung der Astronauten mit den saftigen, Brombeeren ähnlichen Früchten. Vielmehr sollen auf diesen Bäumen Seidenraupen gezüchtet werden. Die Insekten seien in weiten Teilen Asiens traditionell als Nahrung akzeptiert, so die Forscher: "Sie sind leicht zu züchten, haben eine relativ kurze Lebensspanne, brauchen wenig Platz und Wasser, produzieren kaum Gerüche und Abfälle" - und liefern wertvolle tierische Proteine für die Raumfahrer.

Ein vollständig geschlossenes Lebenserhaltungssystem lässt sich allerdings auch mithilfe der Raupen nicht realisieren. In ihrem Designkonzept haben Liu und seine Kollegen regelmäßige Lieferungen von Zucker, Schmalz, Rindfleisch, Fisch und jodiertem Salz von der Erde vorgesehen. Immerhin tragen die Raupen aber dazu bei, den Selbstversorgungsgrad von 98,68 auf 99,40 Prozent zu steigern. Das heißt, nur noch 0,6 Prozent der Nahrung, Wasser und Atemluft müssen von außen zugeführt werden.

Ein Modell des Lebenserhaltungssystems will China "in wenigen Jahren" bauen, so die Forscher. Bis Seidenraupen in Erdnusssoße auch im Weltraum serviert werden, werden wohl noch ein paar Jahre mehr erforderlich sein.