40 Jahre lang hat der Franzose Jacques Rougerie seinen Traum verfolgt, nun soll er Wirklichkeit werden: 2012 soll das Mittelmeer eine einzigartige Station zur Erforschung der Unterwasserwelt bekommen. SeaOrbiter heißt das Projekt des renommierten Architekten - ein 51 Meter hohes Observatorium, das einer Raumstation aus einem Science-Fiction-Film ähnelt. Mehr als die Hälfte der schwimmenden Meeresstation liegt unter Wasser, angetrieben wird sie im Regelfall von der Strömung.

Rougerie will den SeaOrbiter gemeinsam mit dem französischen Meeresforschungsinstitut Ifremer, der auf Unterwassertechnik spezialisierten Firma Comex und internationalen Partnern bauen. Demnächst soll der Auftrag ausgeschrieben werden. Zu den Finanziers hält sich Rougerie bedeckt. Er ist sich aber sicher, dass er den SeaOrbiter im kommenden Jahr zu Tests erstmals ins Wasser lassen kann. 2012 soll die Station ihren Dienst im Mittelmeer aufnehmen.

"Seefahrer schauen nur auf das Wasser", sagt Rougerie. "Sie sind blind für die riesige Welt unter sich." Um diese wirklich erforschen zu können, sei "eine bewohnbare Struktur" nötig, ähnlich einer Raumstation im Weltall. Sein SeaOrbiter werde zu ganz neuen Erkenntnissen führen, ist sich der 64-jährige Fan von Jules Vernes Roman "20 000 Meilen unter dem Meer" sicher.

Nach Rougeries Plänen sollen 31 Meter des SeaOrbiters unter der Meeresoberfläche liegen. Über riesige Fenster haben Wissenschaftler in fünf Stockwerken freien Blick auf die Unterwasserwelt. Vier weitere Stockwerke liegen über der Wasserlinie. Zwei horizontale Plattformen stabilisieren die Station - eine über der Oberfläche und die größere untergetaucht. Zwei Elektromotoren ermöglichen Kurskorrekturen in Schrittgeschwindigkeit.

Die ersten Skizzen des SeaOrbiters entstanden im Jahr 2000. "Wissenschaft und Technologie brauchen Zeit - und Geld", sagt Rougerie. 40 Millionen Euro dürfte der Bau des SeaOrbiters kosten. Natürlich hat der SeaOrbiter Kritiker. Sie glauben, dass die Mittel für andere Meeresforschungsprojekte deutlich sinnvoller eingesetzt wären. Doch inzwischen hat Rougerie staatliche Unterstützung: 2009 erklärte die französische Staatswerft DCNS das Projekt für machbar. Und mit Umweltminister Jean-Louis Borloo und Staatschef Nicolas Sarkozy hat Rougerie wichtige Fürsprecher für sein Hightech-Treibgut.