Ein Studium mit viel Praxisbezug in Hamburg oder Buxtehude, dazu ein Auslandsaufenthalt im wirtschaftlich aufstrebenden Ostseeraum - dieses Angebot will die Baltic Sea Academy aufbauen, die gestern in der Handwerkskammer Hamburg gegründet wurde. 15 Hochschulen und Institutionen in den elf Anrainerstaaten beteiligen sich, wollen mit kleinen und mittelständischen Betrieben duale Studiengänge einführen.

Das neue Hochschulnetz will innerhalb von drei Jahren 3000 Studienplätze schaffen, um Führungskräfte-Nachwuchs für Betriebe auszubilden. "In allen Ostseestaaten fehlen qualifizierte Menschen, die die Führung von Betrieben des Handwerks und des Mittelstands übernehmen können. Dies wird - zusammen mit der Innovationsfähigkeit - in vielen Betrieben zur Überlebensfrage", sagt Dr. Jürgen Hogeforster. Der ehemalige Präsident der Hamburger Handwerkskammer ist Vorsitzender des Hanse-Parlaments, das die Ostsee-Akademie ins Leben rief. Der Zusammenschluss von 45 Handels- und Handwerkskammern im Ostseeraum vertritt insgesamt 450 000 kleine und mittlere Unternehmen. Mindestens 110 000 von ihnen werden in den nächsten fünf Jahren Nachwuchsprobleme bekommen, so Hogeforster.

Der Studiengang richtet sich an Abiturienten, will diese für das Handwerk gewinnen. Die Teilnehmer schließen Verträge mit einer Hochschule und einem Betrieb ab. Sie erlernen vier Jahre lang sowohl eine technische Disziplin (als Studium oder Ausbildung) sowie Betriebswirtschaft (ergänzend oder als Studium). Parallel absolvieren sie ein Ausbildungsprogramm bei einem Betrieb. Dieser schlägt das Thema für die Bachelor-Arbeit vor. Während des Studiums oder für die Abschlussarbeit sollte der oder die Studierende einige Monate bei einer Hochschule oder in einem Betrieb in einem anderen Ostseestaat verbringen. Um diesen Austausch zu ermöglichen, ist das Studium generell englischsprachig.

In Hamburg beteiligen sich das WeltWirtschaftsInstitut und die Berufsakademie am Harburger ElbCampus der Handwerkskammer am Projekt, in Niedersachsen die private Hochschule 21 in Buxtehude. Dort und in Harburg wird bereits dual gelehrt; drei weitere Hochschulen in Vilnius (Litauen) Satakunta (Finnland) und Danzig (Polen) wollen noch in diesem Jahr folgen.