Nichts kann das Fingerspitzengefühl des Chirurgen ersetzen. Mit den Fingern kann der Arzt während einer Operation die Beschaffenheit von Gewebestrukturen oder Organen beurteilen. Die moderne Medizin aber setzt immer stärker auf die Knopflochchirurgie. Chirurgin Cora Wex: "Bei Standardoperationen wie an Blinddarm oder Galle hat sich die Methode inzwischen durchgesetzt."

Der Vorteil: Der Patient ist schnell wieder auf den Beinen und behält nur kleine Narben. An den Arzt stellt die Knopflochchirurgie hohe Anforderungen. Er operiert mit Instrumenten, sogenannten Laparoskopen, die durch kleine Schnitte eingeführt werden und ihm als verlängerter Arm dienen. Das Operationsfeld beobachtet der Chirurg über einen Monitor, aber auf seinen Tastsinn muss er verzichten. Jetzt will ein Verbund aus Ärzten, Ingenieuren und Informatikern um die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in einem vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekt Operationsroboter und Instrumente das Fühlen lehren. Cora Wex legt eine Schweineleber unter eine Apparatur. Die Chirurgin sieht zu, wie ein Metallinstrument langsam auf die Leber gedrückt wird. So wird der Widerstand des Organs gemessen. Ein Computer erfasst die Daten. Mit deren Hilfe erarbeiten Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut Magdeburg ein virtuelles Trainingssystem für Chirurgen. Das existiert bereits als geschlossene Box, in die Laparoskope eingeführt werden. Wer mit diesem System arbeitet, fühlt auch einen Widerstand.

Auf einem Monitor erscheint das Bild einer Leber, zeigt Rüdiger Mecke vom Fraunhofer-Institut. Bei schwierigen Operationen etwa von Tumoren kann mithilfe bildgebender Verfahren wie der Computertomografie ein individuelles virtuelles Modell des Patienten erstellt werden. "Ärzte können eine Operation maßgeschneidert planen und vorher trainieren", erklärt der Informatiker. Auch die Firma Zorn Instruments gehört zum Forschungsverbund. Sie ist auf die Entwicklung und Produktion von Medizintechnik spezialisiert. Die Chirurgen der Uni Magdeburg tragen ihre Wünsche an die Techniker der Stendaler Firma heran. Die Ingenieure versuchen, die Wünsche umzusetzen. "Nicht alles ist zu machen. Wir müssen den Medizinern sagen, was technisch umsetzbar ist und was nicht", erklärt Klaus Rönnebeck. "Da gibt es durchaus unterschiedliche Vorstellungen." Doch gemeinsam haben die Projektpartner bereits ein Laparoskop patentieren lassen, das mit Sensoren fühlen kann.

Für die nächsten zehn Jahre sagen Fachleute den tastenden und messenden Instrumenten für die Knopflochchirurgie eine rasante Entwicklung voraus. Doch den Arzt werden sie nicht ersetzen, weiß der Direktor der Magdeburger Uniklinik für Chirurgie, Hans Lippert. "Niemand will sich wohl von Robotern operieren lassen", räumt der Professor für Allgemeine und Viszeralchirurgie ein. "Aber Roboter sollen uns bei unserer Arbeit unterstützen."