Hamburg. Am beeindruckendsten ist der Abspann. Eine lange Liste von Institutionen und Personen, die jeder Hollywoodproduktion Ehre machen würde, wandert über die Kuppel des Hamburger Planetariums. Während immer neue Namen folgen, sind die ersten schon weit in der Unendlichkeit verschwunden.

Man kennt diese Ästhetik aus "Star Wars"-Filmen - und das ist das zentrale Problem der neuen Show "Reise zu den Sternen", die jetzt in Hamburg Europapremiere hatte. Das sei keine Science Fiction, versicherte Planetariumsdirektor Thomas W. Kraupe in seiner Begrüßung. Das Programm beruhe auf wissenschaftlichen Beobachtungen, Daten und Modellen. Doch wie diese Daten und Erkenntnisse zu Bildern und Animationen geworden sind, projiziert an die Planetariumskuppel, wird nicht weiter thematisiert. Die Zuschauer müssen einfach glauben, dass alles seine Richtigkeit hat, auch wenn es wie "Krieg der Sterne" aussieht.

Vorkenntnisse bei den Zuschauern sind vonnöten. Denn was ihnen in dieser vom American Museum of Natural History mit anderen Institutionen produzierten Show an Fachbegriffen um die Ohren gehauen wird, hat es in sich. Wer nicht wenigstens eine vage Idee hat, worum es bei Dunkler Materie, Supernovä, Kernfusion, roten Riesen und weißen Zwergen gehen könnte, wird von dem halbstündigen Sprint durch "Geburt, Leben und Tod der Sterne" mehr verwirrt als belehrt. Wer Vorwissen mitbringt, hat allerdings Anlass, sich immer wieder zu wundern: Warum ist das Universum vor 13 Milliarden Jahren rot? Warum leuchtet es, wo doch die ersten Sterne, wie die deutsche Synchronstimme von Whoopi Goldberg verkündet, gerade erst geboren werden? Unterdessen rasen wir mit Überlichtgeschwindigkeit durch interstellare Staubwolken, durchqueren die Milchstraße, sehen explodierende Sterne, bei denen es natürlich "Bumm" macht. Überhaupt, der Soundtrack: Er ist pausenlos präsent, als müssten wir ständig erinnert werden, an welchen großartigen Geschehnissen wir gerade teilhaben. Dabei ist die Stille des Weltalls viel beeindruckender, das wissen wir spätestens seit Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum".

Es führt leider kein Weg daran vorbei: Diese Planetariumsshow ist misslungen.

Der einzige Lichtblick ist der Anfang. Den hat das Planetarium Hamburg selbst produziert. Es ist größtenteils ein klassischer Vortrag, der mit dem Sternenhimmel über Hamburg beginnt, erläutert von einem Referenten aus Fleisch und Blut. Der erzählt, wie unsere Vorfahren die Sterne als Lagerfeuer gedeutet haben, und lässt den Zuschauern Zeit, das tausendfache Funkeln an der Kuppel, das in der Natur nur noch an wenigen Plätzen zu erleben ist, wirken zu lassen. Das Planetarium sollte diesen Teil ausbauen. Spektakuläre Computeranimationen und Überwältigungsästhetik sollte es Hollywood überlassen.

Info:
Planetarium Hamburg
Hindenburgstraße 1b, Stadtpark
Ab 11. Februar 2010 regelmäßig im Programm des Planetarium
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Karten: 040 / 42886520
www.planetarium-hamburg.de