Ein niederer Schleimpilz kann Ingenieuren offenbar als erstaunlicher Lehrmeister dienen: Physarum polycephalum organisiert sich bei der Nahrungssuche nach Erkenntnissen japanischer Forscher mit einer verblüffenden Ähnlichkeit zum Tokioter Bahnnetz. Und zwar auf eine so effiziente und stabile Weise, dass Ingenieure von dem gelbgrünen Schleimer lernen können, technische Systeme wie Telefon- und Computernetze zu verbessern. Das berichten Atsushi Tero von der Universität Hokkaido und seine Kollegen aus Japan und Großbritannien im US-Fachjournal "Science" (Bd. 327, S. 439).

Die Forscher hatten Haferflocken auf einer feuchten Oberfläche an Stellen ausgelegt, die der Lage von Ortschaften im Großraum Tokio entsprechen. Sie setzten den Schleimpilz auf die "Tokio-Flocke" und ließen ihn vom Zentrum aus nach außen wachsen. Zunächst breitete er sich flächig aus, bildete dann aber innerhalb von 26 Stunden eine Netzstruktur, die die einzelnen Nahrungsquellen miteinander so verbunden hat, dass sich die Nährstoffe optimal verteilen.

Das entstandene Netz ähnelt in puncto Effizienz, Zuverlässigkeit und Aufwand der Infrastruktur des Tokioter Bahnnetzes. Den Kernmechanismus des Schleimpilzes zur effizienten Verbindung seiner Nahrungsquellen gossen die Forscher anschließend in eine mathematische Formel.