Sterblich sind Menschen auf die gleiche Weise, unsterblich werden manche von ihnen äußerst originell. Papst Silvester I. zum Beispiel gelang es durch exaktes Timing: Er starb am 31. Dezember 335 in seinem Geburtsort Rom. So wurde der im Jahr 314 zum Papst gewählte und später heiliggesprochene Patron der Haustiere zum Namensgeber des letzten Tages im Jahr, und Millionen von Menschen feiern Silvester-Partys und kaufen Silvester-Feuerwerk.

Allerdings kann niemand Silvester bei seinem Dahinscheiden absichtliches Timing vorwerfen. Denn damals endete das Jahr noch gar nicht im Dezember. Bei der Revision des römischen Kalenders hatte der römische Senat im Jahr 153 vor Christus den 1. März zum Jahresanfang erklärt. Das hat bis heute Spuren hinterlassen: Denn danach sind der September der siebte (lat. septem, sieben) und der Dezember (lat. decem, zehn) der zehnte Monat - und der März eben der erste. Erst mit dem von Cäsar verbindlich gemachten Julianischen Kalender über 100 Jahre später begann das Jahr mit dem 1. Januar.

Auch wenn sich im Christentum die julianische Reform weithin durchsetzte, gab es in der Kirche auch andere Termine für Neujahr: So rührte der 25. März als Jahresbeginn vom vermuteten Datum der Zeugung Jesu her. Für andere war die Auferstehung Christi an Ostern der Jahresauftakt. Die Byzantiner begannen ihr Jahr am 1. September. Große Teile der Christenheit wählten sogar den 25. Dezember, die Geburt Christi, als Datum für den Jahresanfang. Doch als 1582 der Gregorianische Kalender eingeführt wurde, setzte sich der 1. Januar weiter durch. 1691 wechselte die Kirche offiziell vom 25. Dezember zum 1. Januar als Jahresanfang.

Einiges, was historisch nicht haltbar ist, rankt sich um den Namen Silvester. So gilt es als Legende, dass er den römischen Kaiser Konstantin vom Aussatz geheilt und zum Christentum bekehrt haben soll - dieser tat den Schritt erst auf seinem Sterbebett nach Silvesters Tod. Auch entpuppte sich eine Urkunde als Fälschung, nach der es eine "Konstantinische Schenkung" an den Vatikan gegeben habe. Demzufolge hatte Konstantin dem Papst, in Personalunion jeweils auch Bischof von Rom, die Stadt und das Abendland zu eigen gegeben und ihm das Tragen kaiserlicher Insignien erlaubt. So wäre die Stellung des Papstes gegenüber dem Kaiser gestärkt worden. Doch die Urkunde wurde zwischen 752 und 806 wahrscheinlich in Rom gefälscht - was Mitte des 19. Jahrhunderts auch der Vatikan einräumte.

Immerhin war es Silvester, der über dem Petrusgrab im Rom im Gräberfeld des Vatikanischen Hügels die erste Petruskirche in den Himmel wachsen ließ. Nach seinem Tod fand der Papst in der Priscilla-Katakombe in Rom seine letzte Ruhe. Dass ihn jedes Jahr in der Nacht zum 1. Januar Silvester-Böller daraus aufschrecken, ist ihm nicht zu wünschen - und gottlob auch eher unwahrscheinlich.