Beim "Deutschen Entwicklerpreis 2009" hat ein Hamburger Unternehmen das Rennen gemacht. Die als "Studio des Jahres" ausgezeichnete Firma Daedalic wurde erst 2007 gegründet, hat sich aber schon jetzt einen Namen in der Branche gemacht. Das ehemalige Zwei-Mann-Projekt beschäftigt mittlerweile 45 Mitarbeiter. Für das im August veröffentlichte Fantasie-Abenteuer "The Whispered World" erhielten die Spieldesigner außerdem die Auszeichnungen für die "Beste Story" und das "Beste deutsche Jugendspiel".

Der Erfolg ist umso bemerkenswerter, als sich Daedalic auf ein vor Kurzem noch beinahe totgesagtes Spielgenre spezialisiert hat, das Adventure. In Zeiten immer aufwendigerer Produktionen mit 3-D-Grafik und Spezialeffekten setzt man in Hamburg auf Spielbarkeit und fesselnde Geschichten. "Die meisten Spiele von heute haben ein großes Problem: Sie werden viel zu schnell alt", sagt Geschäftsführer Carsten Fichtelmann. "Wir hingegen möchten Charaktere schaffen, die im Gedächtnis haften bleiben, die Emotionen wecken, auch wenn man sie in zehn Jahren wieder aus dem Schrank holt."

Mit "The Whispered World" ist das gelungen. Das Spiel erzählt die Geschichte des traurigen Clowns Sadwick, der sich mit seinem notorisch gut gelaunten Haustier Spot auf eine fantastische Reise begibt. Die Mission heißt wie so oft "Rettung der Welt" - mit dem Unterschied, dass der von Visionen geplagte Sadwick selbst Ursache der Apokalypse zu sein scheint. Die Grafik des Spiels ist konsequent zweidimensional, der Reiz liegt im gestalterischen Detail und der melancholischen Atmosphäre.

"Die Stadt Hamburg hat uns bei unseren Anfängen sehr gut unterstützt", berichtet Fichtelmann. Doch nun müsse man nachlegen, zumal an vielen anderen Standorten mittlerweile größere Programme zur Förderung der Spielbranche angelaufen seien. Im Falle Daedalic hat sich das Engagement schon ausgezahlt. Außer an dem Adventure "A New Beginning", das den Klimawandel zum Thema hat und 2010 erscheint, feilt man derzeit am Konzept für eine innovative Form des Online-Entertainments.

"Wir führen sehr vielversprechende Investorengespräche und werden wohl absehbar auf 80 bis 90 Mitarbeiter anwachsen", so der Geschäftsführer. Trotz des Erfolgs wolle man aber auf dem Teppich bleiben. "Jeder Euro ist schwer verdient und muss mit Bedacht investiert werden. Wenn man aber eine Entscheidung getroffen hat, dann muss man mit Mut zur Tat streiten." Bei Daedalic heißt das: "Alles, was wir einnehmen, kommt direkt unseren nächsten Titeln zugute."

www.daedalic.de