Ihre Oberfläche misst etwa zwei Quadratmeter, sie wiegt mehrere Kilogramm, schützt vor Kälte, Hitze, Stößen und Krankheitskeimen. Im Winter braucht sie viel Aufmerksamkeit.

Im Winter ergeht es der Haut wie der nassen Wäsche auf einer Leine im Garten - sie wird trocken, vergleicht Professor Kristian Reich. Der Hautarzt ist Partner am Dermatologikum Hamburg. Doch was der Wäsche nichts ausmacht, ja erwünscht ist, strapaziert die Haut. "Sie verliert gerade im Winter viel Feuchtigkeit. Durch die Kälte genauso wie durch die trockene Heizungsluft." Wenn sich bei längerem Aufenthalt in der Kälte die Blutgefäße zusammenziehen, damit die Wärme im Körper bleibt, wird die Haut zudem schlechter mit Nährstoffen versorgt. "Sie reagiert dann noch empfindlicher auf Sonnenlicht, Schad- und Reizstoffe sowie Krankheitskeime." Deshalb braucht sie im Winter mehr Aufmerksamkeit.

Mit mehreren Kilogramm Gewicht und einer etwa zwei Quadratmeter großen Oberfläche ist die Haut das größte Organ des Menschen, und sie ist zudem unser vielseitigstes Organ. Sie schützt uns vor Kälte, Hitze und den gefährlichen UV-Strahlen, vor Druck, Stößen und Reibung, vor Wasser- und Wärmeverlust, vor Reiz- und Schadstoffen und vor dem Eindringen von Mikroorganismen. Sie erlaubt uns, uns selbst dann in der Welt zu orientieren, wenn unsere Augen versagen. Denn die Haut ist auch das größte Sinnesorgan des Menschen. Über sie nehmen wir Erschütterungen und Schmerz wahr. Wir können tasten, empfinden Druck, Textur und Temperatur.

Damit die Haut, auch Cutis genannt, das alles leisten kann, ist sie wie eine Zwiebel aus mehreren Schichten aufgebaut. Von innen nach außen gesehen besteht sie aus der Unterhaut, im Wesentlichen Fettgewebe, der Lederhaut mit Bindegewebe und Blutgefäßen sowie der Oberhaut. Der mechanische Schutz beruht vor allem auf der nur einen halben Millimeter dünnen Oberhaut. "Das gelingt, weil die Hornzellen, abgestorbene Zellen ohne Zellkern, wie Ziegelsteine dicht an dicht gepackt auf den Deckzellen liegen. Als Mörtel dienen Lipide, also Fette. Diese Barriere ist schon sehr wirksam. Zudem sind die darunter liegenden Deckzellen, die ja teilungsfähig sind, untereinander durch feinste Ausstülpungen der Zellwand verzahnt. In der Oberhaut schlummern auch wichtige Elemente des hauteigenen Abwehrsystems."

Doch bevor diese aktiv werden müssen, vereitelt der Säureschutzmantel unserer Haut viele Angriffe von Schad- und Reizstoffen oder Krankheitserregern auf unsere Gesundheit. Die im Schweiß und in der Hornhaut enthaltenen Abwehrstoffe töten einige Erreger sofort ab, und die normale Hautflora hält andere Erreger im Schach. "Wir haben allein auf dem Handrücken mehr Bakterien, als es Menschen auf der Erde gibt", sagt Prof. Reich. Sie gilt es in Balance zu halten. Gesunde Haut sollte deshalb nicht nur im Winter nur mit Wasser gereinigt werden. "Auf keinen Fall sollten immer wieder aggressive Seifen verwendet werden", warnt Reich. Und um die Barrierefunktion der Haut im Winter zu unterstützen, sollte sie mit Substanzen gepflegt werden, die in der Haut Wasser binden. "Das sind Lotionen, Cremes oder Salben, die Glycerin, Dexpanthenol oder Urea enthalten. Dabei sollten Kinder und Menschen mit sehr empfindlicher Haut keine Pflegeprodukte benutzen, die Urea enthalten. Diese können die Haut reizen", so Reich. Den Hautpflegemitteln sollten möglichst keine Duftstoffe zugesetzt sein. "Sie können das Immunsystem auf Dauer überfordern und begünstigen daher die Entstehung von Kontaktallergien." Bei Silikon sei Vorsicht geboten. Zwar werde die Haut schön glatt, aber Silikon reichert sich in der Umwelt an - Spätfolgen unbekannt. "Generell gilt, dass ältere Haut im Winter mehr Pflege braucht als junge. Trockene, wenig fettige Haut benötigt fetthaltige Cremes, fettige Haut wird besser mit Lotionen gepflegt."

Wenn die Erreger oder Schadstoffe die Barriere trotz aller Pflege durchdringen, tritt die angeborene Abwehr auf den Plan. In den Deckzellen liegen Wächterzellen, die ein dichtes Netz bilden. Diese Langerhanszellen tragen einen Rezeptor. Dieser registriert die Eindringlinge sofort und regt die Produktion von antibakteriellen Stoffen an. Die Langerhanszellen "rufen" zugleich die Alleskönner des Immunsystems, die T-Zellen, herbei. Diese reisen über die Autobahnen, also unsere Blutbahnen, in Windeseile zum Ort der Erkrankung und vernichten die Eindringlinge.

Um dieses Abwehrsystem in Schwung zu halten, sind Spaziergänge an frischer Luft und Saunabesuche im Winter ideal. "Die Temperaturreize sorgen dafür, dass die Haut besser durchblutet wird. Mit einer speziellen Diät kann man seine Haut hingegen nicht gesund halten. Wer sich ausgewogen ernährt, tut genug. Das gilt sogar bei den meisten Hautkrankheiten", ergänzt Reich und fügt hinzu: "Wer aus dem dunklen Norden in die Sonne reist, muss unbedingt reichlich Lichtschutzcreme auftragen, die vor UV-A- und UV-B-Strahlung schützt. Und selbst dann gilt, dass man sich nicht in den ersten Tagen gleich von der Sonne grillen lassen sollte." Denn im Winter reagiert auch die optimal gepflegte Haut besonders empfindlich auf intensives Sonnenlicht.