Als ihr Sohn Florian klein war, hat Sabine Nettelstroth manchmal Kichererbsen gemahlen - und daraus Schokolade gemacht. "Die konnte er mit anderen Kindern essen", erzählt die Bielefelderin. Florian musste dann, zumindest zum Schein, nicht auf die besonderen Köstlichkeiten zu Weihnachten verzichten. Denn der Genuss von "Apfel, Nuss und Mandelkern" ist für den heute 19-Jährigen in der Adventszeit tabu: Florian Nettelstroth leidet unter einer Nahrungsmittelallergie. Sein Immunsystem reagiert heftig, wenn er Nüsse oder Kiwis zu sich nimmt.

Die Vorweihnachtszeit ist eine Herausforderung für Allergiker. Überall duftet es nach gebrannten Mandeln, Plätzchen, Glühwein, Bratäpfeln. "Diese weihnachtlichen Versuchungen sind oft nicht ausreichend gekennzeichnet", warnt Sonja Lämmel, Ernährungsexpertin beim Allergie- und Asthmabund. In jedem Zimtstern oder Schoko-Weihnachtsmann könnten Spuren von Allergie auslösenden Bestandteilen sein. Hauptverursacher für Allergien seien Nüsse, besonders Erdnüsse, Äpfel und Weihnachtsgewürze wie Anis und Zimt. Während auf verpackten Lebensmitteln die Zutaten gekennzeichnet sein müssten, fehlten auf dem Weihnachtsmarkt meist Hinweise.

Florian Nettelstroth ist vorsichtig: Leckereien gibt es zu Weihnachten kaum. Er kennt seine Allergie und achtet darauf, was er isst. Trotzdem gibt es Probleme: Kürzlich gab es bei Bekannten einen Obstsalat. Eigentlich nur mit Äpfeln, Birnen und Bananen. "Aber irgendwie muss eine Spur Kiwi darin gewesen sein", meint Florian. Er reagierte heftig, der Hals schwoll an, die Luft wurde knapp.

Schnell hat er Tropfen eines sogenannten Antihistaminikums eingenommen, das die allergische Reaktion dämpft. Die Symptome gingen zurück. "Ein Notfall-Set habe ich immer dabei." Dazu gehören das Antihistaminikum, Cortison und eine kleine Adrenalin-Spritze. "Diese Medikamente sind wichtig, weil ein sogenannter anaphylaktischer Schock lebensbedrohlich sein kann", erläutert die Ernährungsexpertin. Viele allergische Reaktionen sind zunächst harmlos. "Es kann nur ein Juckreiz in der Mundschleimhaut sein", sagt Friedrich Riffelmann, Chefarzt der Abteilung Allergologie im Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft (Sauerland). Oder es bilden sich Pusteln auf der Haut. Schlimmer ist eine Schwellung der Atemwege, die zu Luftnot führt. "Der Super-GAU ist der anaphylaktische Schock", so Riffelmann. Dabei komme es zu einem Zusammenbruch des Kreislaufes. Bundesweit reagieren acht Prozent der Kinder und vier Prozent der Erwachsenen auf Lebensmittel allergisch.

Rezepte für Plätzchen und Ideen für den Weihnachtsteller ohne Milch, Ei, Weizen und Nüsse gibt es unter dem Stichwort "Weihnachten" beim Deutschen Allergie- und Asthmabund ( www.daab.de ).