Säuglinge, deren Arme fest am Körper fixiert sind, schlummern tiefer und länger. Dies fanden Kindermediziner in Cottbus heraus.

"Es war so schrecklich, ich musste einfach etwas tun", erinnert sich Andrea Henschel aus Krefeld an die ersten Wochen nach der Geburt ihres Sohnes. Die schönen Erlebnisse am Tag wurden von fürchterlichen Nächten abgelöst. "Unser Sohn war ein ganz schlechter Schläfer." Doch dann hörte Henschel von einer in anderen Kulturen verbreiteten Methode, Kinder zum Schlafen fest in ein großes Tuch einzuwickeln. Sie probierte es aus - die Nächte wurden auf einen Schlag ruhig.

Henschel entwickelte einen einseitig gepolsterten Schlafsack, den man am Oberkörper des Kindes mehr oder weniger fest zusammenbinden kann. Und weil sie vom Erfolg ihrer Erfindung absolut überzeugt war, bat sie einen der erfahrensten Kinderschlafexperten Deutschlands darum, den Einsatz dieses Cosyme getauften Wickelkissens wissenschaftlich zu untersuchen. "Mir ging es darum zu klären, ob das Produkt sicher ist und ob es wirklich hilft", sagt Henschel. Tatsächlich ließ sich Thomas Erler, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus, von der Begeisterung der jungen Mutter anstecken.

Er startete eine Untersuchung im Kinderschlaflabor mit 80 Säuglingen, bei denen während des Schlafs per EEG das Hirnstrommuster sowie Atem- und Körperbewegungen aufgezeichnet wurden. Erler: "Der Schlaf der eingewickelten Kinder ist effizienter als der Schlaf in der Vergleichsgruppe." Diese Gruppe hatte in einem herkömmlichen Babyschlafsack geschlafen, der die Arme frei lässt.

Wahrscheinlich wirke es auf die Babys beruhigend, wenn sie mit ihren Armen nicht herumrudern können, sagt Erler. Die Enge erinnere womöglich an die schützende Umgebung im Uterus der Mutter: "Hauptsächlich geht es um eine Fixierung der Arme und Schultern. Die Beine sollten dagegen frei beweglich sein, weil Strampelbewegungen gut für die motorische Entwicklung sind." Das unterscheide den neuen Schlafsack zum Beispiel von der Anwendung in weiten Teilen Osteuropas, wo die Kinder am ganzen Körper "wie in einen Kokon" eingewickelt würden.

Der Oberkörper darf niemals so stark eingewickelt sein, dass die Kinder nicht mehr frei atmen können. Es reicht, wenn die Arme fest am Körper anliegen. Dann schlafen die Kleinen tiefer und länger als gewöhnlich gebettete Babys. "Sie schlafen rascher ein und besser durch", so Erler. Der Spezialschlafsack senkt zudem das Risiko für den plötzlichen Kindstod, da er die Babys dabei unterstützt, in der empfohlenen Rückenlage zu bleiben. Sind die Kleinen im Alter von einem halben Jahr allerdings so kräftig, dass sie sich selbst auf den Bauch drehen können, raten die Fachleute vom Einsatz der Schlafhilfe ab. Im Fachjargon wird die Methode Swaddling genannt, auf Deutsch Einwickeln. Dass sie vor allem unruhigen Kindern hilft, wurde schon in den 1960er-Jahren beschrieben. Die aktuelle Studie ist die erste, die das Phänomen systematisch und somnografisch (im Schlaflabor) erfasst hat. Auch Hebammen und Kinderkrankenschwestern kennen den Effekt längst. In Cottbus lachten sie Thomas Erler fast aus, als er ihnen den Schlafsack aus Krefeld als Neuigkeit empfahl: "Wir wickeln Problemkinder schon lange in Tücher ein", antworteten sie, die Wirkung setze meist schon bei der ersten Anwendung ein.

Inzwischen benutzt aber auch die Cottbuser Klinik nur noch Andrea Henschels Erfindung. Sie sei viel praktischer. "Auch Eltern, die Kummer mit dem Schlaf ihrer Kinder haben, empfehlen wir Cosyme", sagt Erler. Und oft bekäme er später eine positive Rückmeldung. Andrea Henschel ist mittlerweile Geschäftsführerin der Cosyme GmbH, die das Produkt produziert und vertreibt. Sie freut sich über den Erfolg, erinnert sich aber dennoch mit Grauen an die ersten Wochen mit ihrem Sohn.