Bei der Schweinegrippe, die seit Wochen auch die behördlichen Katastrophenschützer beschäftigt, gehen die Experten inzwischen nicht mehr von den schlimmsten Befürchtungen aus. "Die laufende Pandemie ist keine Katastrophe und kann meiner Einschätzung nach auch keine Katastrophe mehr werden", sagte Dr. Peer Rechenbach, Leiter der Abteilung für Katastrophen- und Bevölkerungsschutz der Hamburger Innenbehörde, am Freitag beim 2. Hamburger Influenza-Pandemie-Symposium in der Handelskammer. Dennoch schrecken die meisten Fachleute vor einer Entwarnung zurück. Denn niemand weiß, ob die Viren in einer zweiten oder dritten Ansteckungswelle mit mehr Todesopfern im Gefolge daherkommen, wie es etwa bei der Spanischen Grippe (1918-1920) war, bei der weltweit mindestens 25 Millionen Menschen umkamen.

Damals gelang es den Stadtvätern von St. Louis (USA), durch Schulschließungen die Zahl der Todesopfer im Vergleich zu anderen Städten deutlich zu senken. Dass diese Maßnahme in der gegenwärtigen Schweinegrippewelle nicht eingesetzt wird, obwohl sie in den Notfallplänen vorgesehen ist, liegt allein an dem harmlosen Verlauf der Erkrankung.

In Deutschland sind bisher 30 Menschen an der Schweinegrippe gestorben. Nur bei vier waren keine schwerwiegenden Vorerkrankungen bekannt. Jedes Jahr sterben allein in Deutschland bis zu 12 000 Menschen an den Folgen der "normalen", der saisonalen Grippe.

Hat die Weltgesundheitsorganisation also zu früh und zu übertrieben den Alarmplan gestartet? "Nein", sagt Rechenbach, die WHO müsse frühzeitig "die Hand heben", damit auf nationaler Ebene Vorsorge getroffen werden könne für den Ernstfall. Für den sind die 70 000 Hamburger gut gerüstet, die sich seit Impfbeginn am 26. Oktober haben impfen lassen. Für ein Drittel der Bevölkerung hat Hamburg Impfdosen geordert. Ausdrücklich aufgerufen, sich schützen lassen, sind bisher nur sogenannte Schlüsselpersonen, zu denen Polizei, Feuerwehrleute und medizinisches Personal zählen, sowie die chronisch Kranken. Wenn im weiteren Verlauf alle anderen Bürger zur Impfung aufgerufen werden, will sich auch Gesundheitssenator Dietrich Wersich (CDU) impfen lassen.

Aber selbst wenn die Hamburger das Angebot zur kostenlosen Impfung, die bis Ende März vorgesehen ist, mit der bisherigen Intensität nutzen, werden mehrere 100 000 Impfdosen übrig bleiben, die bestellt und aus Krankenkassen- und Steuerbeiträgen bezahlt werden müssen. Damit diese noch vor Ablauf des Verfallsdatums genutzt werden können, überlegt man in der Innenbehörde, diese an Entwicklungsländer zu geben. Denn denen fehlt das Geld zu groß angelegten Impfaktionen.