"Der Tod von Robert Enke beschäftigt mich schon sehr. Wahrscheinlich weil seine Geschichte auch meine hätte sein können. Mir hat man geholfen, weil ich mich zehn Wochen in einer Spezialklinik therapieren ließ." Im Moment, sagt Peter Runte, fühlt er sich gut, sehr gut sogar. "Ich möchte mein heutiges Leben nicht mehr tauschen."

Das war lange Zeit nicht so. Trennungen haben bei ihm zur Depression geführt. Die Trennung von seiner ersten Frau 1986, dann eine berufliche Trennung vor sieben Jahren: Zwölfeinhalb Jahre lang hatte Peter Runte als Gebietsverkaufsleiter gearbeitet. Dann kam die Entlassung. Ein Schock. "Ich dachte immer, in dieser Firma wirst du alt." In den Tagen, Wochen und Monaten nach der Entlassung litt Runte unter Schlafstörungen und einer inneren Unruhe. "Das Schlimme bei uns Betroffenen ist dieses ständige Grübeln." Er fühlt sich als Betroffener, weil depressive Phasen auch bei ihm wieder auftauchen können. Er fand neue Jobs, die Depression blieb aber. "Ich hatte diffuse Ängste, vor allem wenn ich zu Kunden fuhr. Ich hatte Angst, wenn das Telefon klingelte." Alles, was seinen geordneten Tagesablauf durcheinanderbrachte, sorgte für Panik. "Es durfte absolut nichts dazwischenkommen. Ich lebte damals mit Psychopharmaka und Antidepressiva." Und immer war da diese Sorge, dass ihm seine Krankheit anzusehen war. "Ich dachte, ich hätte auf der Stirn stehen: Du bist depressiv, du bist krank." Er hat sich von seiner Familie, seiner Ehefrau zurückgezogen, Freunde vernachlässigt. "Hauptsache, ich hatte meine Ruhe und konnte im Sessel sitzen, Fernsehen gucken." Irgendwann gab es auch diese Todessehnsucht: "Man will nicht mehr, man sieht nichts Positives, alles erscheint sinnlos. Man fühlt sich wie in einer Zwangsjacke." Er verliert erneut seine Arbeit. "Alles ging den Bach runter. Keinen Job, mein Haus war nicht abbezahlt und die Trennung von meiner zweiten Frau." Dennoch war die Kündigung wie eine Erlösung: "Endlich hatte ich Zeit, mich um meine Gesundheit zu kümmern." Er ließ sich stationär therapieren. Heute fühlt er sich wie aus einer Zwangsjacke befreit und glücklich.