Diese Gefässveränderungen fallen zwar auf, sie sind aber immer gutartig. Ursache ist eine spontane, also nicht erbliche Mutation.

Gleich nach der Geburt ist es nur ein kleiner weißer oder hellroter Fleck auf der Haut. Und dann entwickelt sich daraus im Laufe der ersten sechs Lebensmonate ein mehr oder weniger dicker roter Knoten, der jedem Betrachter sofort ins Auge springt. Die Rede ist von sogenannten Blutschwämmchen, die aus dem Gewebe von Blutgefäßen entstehen. "Solche Hämangiome finden sich bei bis zu zehn Prozent aller Säuglinge, häufiger bei Mädchen als bei Jungen. Es ist der häufigste Tumor im Kindesalter, aber er ist immer gutartig", sagt Prof. Peter Höger, Dermatologe und Chefarzt der Pädiatrie im Kinderkrankenhaus Wilhelmstift. Dort werden pro Jahr 400 bis 500 Kinder mit Hämangiomen behandelt.

Ursache ist eine spontane, also nicht erbliche Mutation, die dazu führt, dass während des Wachstums der kindlichen Blutgefäße im Mutterleib einzelne Zellen nicht auf Stoppsignale ansprechen, sodass sie einfach weiterwachsen. Die Blutschwämmchen können zwar überall am Körper auftreten, sind aber bei 50 Prozent der betroffenen Kinder im Bereich des Kopfes und des Halses zu finden.

Doch nicht jedes kleine Blutschwämmchen muss behandelt werden. "Bei den meisten Hämangiomen kann man erst mal abwarten und das Wachstum engmaschig kontrollieren. In 85 bis 90 Prozent bilden sie sich von selbst zurück. Behandlungsbedürftig sind Hämangiome, wenn sie natürliche Körperöffnungen verlegen, wie zum Beispiel an der Nase oder an der Lippe, oder wenn sie im Bereich des Auges liegen und die Sicht behindern", sagt Höger.

Eine Therapie ist auch dann erforderlich, wenn sich auf dem Hämangiom offene Stellen bilden, die sehr schmerzhaft sind, oder wenn das Blutschwämmchen so groß wird, dass es Komplikationen wie etwa eine Herzschwäche oder eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht. Diese entsteht dadurch, dass das Blutschwämmchen ein Enzym produziert, das das Jod aus den Schilddrüsenhormonen entfernt.

Eine neue Therapiemethode ist die Behandlung mit einem Medikament, das in Deutschland schon lange als Blutdrucksenker eingesetzt wird, dem Betablocker Propanolol. "Bei schweren, problematischen Hämangiomen führen wir diese Therapie seit dem Herbst des letzten Jahres durch. Wir haben jetzt 25 Kinder damit behandelt und in allen Fällen ein Ansprechen gesehen", sagt Höger. Als Nebenwirkung kann allerdings manchmal eine leichte Blutdrucksenkung auftreten. In Einzelfällen kann es zu einer Herzrhythmusstörung und in seltenen Fällen zu Unterzuckerungen kommen. Bei einer Bronchitis mit Einengung der Bronchien muss die Behandlung unterbrochen werden. Doch diese Mittel stehen erst am Ende der Therapieskala.

Die einfachste Möglichkeit ist eine Vereisung. "Mit einer solchen Kryotherapie können wir kleine umschriebene Hämangiome entfernen, die nicht größer im Durchmesser sind als ein Zentimeter und nicht tiefer als drei bis vier Millimeter", erklärt der Kinderdermatologe. Ist es schon etwas größer, aber immer noch flach, reicht häufig eine ein- oder zweimalige Behandlung mit dem sogenannten gepulsten Farbstofflaser. Dafür ist allerdings eine Vollnarkose erforderlich, da die Laserbehandlung sehr schmerzhaft ist und der Patient sich während der Therapie nicht bewegen darf. Bei tieferen Blutschwämmchen wird eine andere Form der Laserbehandlung eingesetzt, die zwei- bis dreimal im Abstand von vier bis sechs Wochen unter Vollnarkose durchgeführt wird. Bei bedrohlichen Hämangiomen, die das Auge oder innere Organe, wie zum Beispiel die Luftröhre, komprimieren, ist gelegentlich eine medikamentöse Behandlung mit Cortison geboten.