Die ersten Hautveränderungen traten bei Beate S. bereits im Alter von drei Jahren auf. Bis zur Einschulung wurde die Schuppenflechte (Psoriasis) immer schlimmer, es folgten Behandlungen im Krankenhaus, Kortisontherapien, Kuraufenthalte im Toten Meer. Das brachte Linderung. Doch später erkrankte die heute 53-Jährige auch an einer Gelenkentzündung (Arthritis) und einer schmerzhaften Erkrankung der Bewegungsorgane (Fibromyalgie), ein Verschleiß des Schultergelenks und Veränderungen der Wirbelsäule kamen hinzu. Dennoch kann sie dank moderner Therapien ihr Leben recht gut meistern. Etwa zwei Millionen Deutsche leiden an Psoriasis.

"Wir wissen heute, dass dieser multifaktoriell bedingten Erkrankung eine Autoimmunreaktion zugrunde liegt. Die Krankheit wird also nicht mehr nur als Hautkrankheit betrachtet", sagt Prof. Matthias Augustin, Leiter der Neurodermitis- und Psoriasis-Sprechstunde am Uniklinikum Eppendorf (UKE). Vielmehr läge eine Allgemeinerkrankung vor, die gehäuft mit vielen Begleiterkrankungen einhergeht.

So zeigte eine UKE-Studie, die Daten von 1,3 Millionen Versicherten auswertete, dass 34 000 von ihnen an Schuppenflechte litten. "58 Prozent dieser Patienten hatten eine Zweiterkrankung. Sie litten unter Arthritis, Adipositas, Bluthochdruck, chronischen Darmentzündungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes", sagt Prof. Augustin. Eine weitere Studie zeigte, dass auch die Neigung zu Depressionen oder Herzinfarkt erhöht ist. Das sei erschreckend. Denn aus einer britischen Studie gäbe es bereits Hinweise, dass die Lebenserwartung von Psoriasis-Patienten mit einer besonders schweren Form gegenüber der Normalbevölkerung um bis zu vier Jahre sinkt.

"Das bedeutet, jeder, der an einer Schuppenflechte erkrankt, sollte optimal behandelt werden, um die Risiken von weiteren Erkrankungen zu verringern", betont Prof. Augustin. Für die Wahl der wirksamsten Therapie sei es von entscheidender Bedeutung, dass alle denkbaren Begleiterkrankungen bei Psoriasis-Patienten abgeklärt werden. Hautärzte, die meist die erste Anlaufstelle sind, müssten sich als "Weichensteller" verstehen. Sie trügen die Verantwortung, dass gesundheitliche Risiken früh erkannt und behandelt werden.