Der SMS-Wahn kann chronische Entzündungen verursachen. Was hilft, wie kann man es vermeiden?

Es gibt Krankheiten, die sind so alt wie die Menschheit selbst. Und es gibt Leiden, die wir unserer heutigen Lebensweise verdanken. Moderne Technologie-Krankheiten wie den SMS-Daumen beispielsweise.

Was sich zunächst lustig anhört, endet für viele Patienten äußerst schmerzhaft. "Ein SMS-Daumen entsteht, wenn der Finger überbelastet wird", erklärt Sportmediziner Johannes Lüke. "Durch die kleinen Bewegungen, die wir beim Tippen auf der Miniatur-Tastatur ausführen, werden die Sehnen im Daumengelenk ungewohnt stark beansprucht. Das kann zu Verspannungen und Entzündungen führen und schlimmstenfalls mit einer Sehnenscheidenentzündung enden."

Grund für das immer weiter verbreitete Krankheitsbild ist das eifrige Kommunikationsverhalten vor allem von Jugendlichen, die zur Hauptrisikogruppe des SMS-Daumens gehören. Aber auch Erwachsene holen eifrig auf, wenn es darum geht, die Orthopädiepraxen infolge von Körperverletzung durch Handy-Einfluss zu füllen.

Insgesamt verschickten die Deutschen im vergangenen Jahr 29,1 Milliarden SMS (923 SMS pro Sekunde!). Auf die Belastungen, die aus diesem Verhalten resultieren, sei unser Körper schlichtweg nicht vorbereitet gewesen, meint Lüke. "In der Evolution war das Handy bisher einfach nicht vorgesehen."

Weltweit bekannt wurde die Krankheit durch die Schlagzeile einer 20-jährigen Neuseeländerin, die täglich 100 Nachrichten verschickt hatte. Doch auch wer im zweistelligen Bereich bleibt, wird von der Krankheit nicht unbedingt verschont.

Lükes Tipp zur Vorbeugung: "Vermeiden Sie, was wehtut!" Bei akuten Schmerzen helfen entzündungshemmende Mittel wie Salbenverbände, Spritzen oder schmerzstillende Tabletten. "Ich bin ein Freund von Naturheilkunde. Retterspitz-Umschläge helfen bei Sehnenentzündungen ganz wunderbar", sagt Lüke. Wenn der Schmerz nach einer Woche nicht weg ist, sollte man aber auf jeden Fall einen Arzt konsultieren.

Der verschreibt in der Regel Bandagen aus dem Sanitätshaus, die helfen, die schmerzende Bewegung zu vermeiden. "Wir empfehlen eine Mittelhand-Daumen-Orthese. Die Bandagen gibt es in einfacher Ausführung, können aber bei Bedarf für die dauerhafte Versorgung auch nach Maß angefertigt werden, aus Gießharz, Polyester oder für den gehobenen Anspruch aus Silikon", sagt Marcus Maas vom Sanitätshaus Stolle.

Ansonsten gilt: Warten bis der Schmerz ganz weg ist und die Entzündung abgeheilt ist. "Nur so verhindert man, dass die Krankheit durch zu starke Belastung schnell wiederkehrt", sagt Lüke.

Für die langfristige Linderung hat der Arzt zwei Ratschläge: "Entweder Sie besorgen sich einen neuen Tarif und telefonieren, statt SMS zu schreiben, oder Sie holen sich ein iPhone - das lässt sich besser mit dem Zeigefingern bedienen." Hoffentlich gibt's dann keine iPhone-Schulter, auch die haben Orthopäden nämlich bereits diagnostiziert.