Dr. Johanna Schanz vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik (IGB, Stuttgart) ist Trägerin des Tierschutz-Forschungspreises für Ersatz- und Ergänzungsmethoden 2009. Das meldet der Verein "Menschen für Tiere", der Bundesverband gegen Tierversuche. Gestern verlieh die Bundesregierung die mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnung.

Schanz entwickelte unter Betreuung von Prof. Heike Mertsching ein künstliches Lebermodell, das in der Grundlagenforschung und für Verträglichkeitstests von Medikamenten und Kosmetika eingesetzt werden kann. Sie entwarf Methoden zur Nachbildung von Blutgefäßstrukturen und machte so die Herstellung komplexer menschlicher Gewebe möglich, die von einem solchen sogenannten Blutgefäßäquivalent durchzogen sind.

Der Forschungspreis wurde im Rahmen eines Symposiums zum 20-jährigen Bestehen der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (Zebet) in Berlin verliehen. "Menschen für Tierrechte" nutzte den Anlass, um an die Bundesregierung zu appellieren, die finanzielle Förderung von Tierversuchs-Ersatzverfahren deutlich zu erhöhen.

Das Modell besteht aus einem Blutgefäßsystem mit menschlichen Leberzellen. Es arbeitet ähnlich wie eine Leber, entgiftet, baut Medikamente ab und Proteine auf. Diese Stoffwechselprodukte lassen zum Beispiel Rückschlüsse auf die Schädlichkeit oder Wirksamkeit von Medikamenten-Wirkstoffen zu. Das Lebermodell ist zwar noch in der Entwicklungsphase, zeigt aber bereits, dass sich Organfunktionen auch außerhalb eines kompletten Organismus im Labor simulieren lassen.

Unterdessen kritisiert "Menschen für Tiere", dass die Zahl der Tierversuche auch 2008 gestiegen ist. Der Verband nennt Daten des Bundeslandwirtschaftsministeriums, nach denen 2008 fast 2,7 Millionen Tiere in Tests eingesetzt wurden - 3,2 Prozent mehr als 2007. Vor allem mit Mäusen und Meerschweinchen, aber auch mit Wiederkäuern, Vögeln und Reptilien sei verstärkt geforscht worden. Dagegen sei die Zahl der Versuche mit Affen, Pferden, Ratten und Fischen gesunken.