Die Gesundheitsministerien hoffen bis Ende November auf einen verstärkerfreien Schweinegrippe-Impfstoff für Schwangere.

"Wir verhandeln intensiv mit der Pharmaindustrie im In- und Ausland", sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums von Thüringen, Thomas Schulz. Thüringen hat zurzeit den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz inne. Es sei aber schwierig, einen Hersteller zu finden, der die entsprechende Menge schnell bereitstellen könne.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt für Schwangere einen Impfstoff, der nur Virenteile und zudem keine Wirkstoffverstärker enthält. Solch ein Impfstoff ist in Deutschland bisher nicht erhältlich und von der Europäischen Arzneimittelbehörde auch noch nicht zugelassen. In Deutschland sind derzeit nur Impfstoffe zugelassen, die entweder einen Wirkstoffverstärker enthalten (Pandemrix) oder aus ganzen Viren hergestellt wurden (Cevlapan). Beide Impfstoffe können bei Schwangeren starke Immunantworten mit Fieber hervorrufen, was insbesondere dem ungeborenen Kind schaden könnte. "Celvapan darf aufgrund der zu erwartenden schlechten Verträglichkeit keinesfalls bei Schwangeren eingesetzt werden", betonte Michael Wojcinski, Sprecher der AG Impfen des Berufsverbandes der Frauenärzte.

Am Montag beginnt die Impfkampagne gegen Schweinegrippe. Zunächst einmal werden Polizisten, Feuerwehr und Klinikmitarbeiter behandelt. Vom 2. November an sollen in den meisten Bundesländern auch die sogenannten Risikopatienten geimpft werden.

Als Nebenwirkungen können an der Einstichstelle anschließend Schmerzen und Rötungen auftreten - die typischen Nebenwirkungen einer Impfung, die auch nach der Immunisierung gegen die Schweinegrippe möglich sind. "Die Stelle kann auch mal heiß werden", sagte Prof. Frank von Sonnenburg vom Uniklinikum München, der seit August die bundesweiten Tests des Schweinegrippe-Impfstoff an 5000 Erwachsenen koordiniert hat. Kühlung und Schonung der betroffenen Stelle sei dann die beste Devise.

Außerdem seien allgemeine grippale Beschwerden wie leichtes Fieber, Muskel- oder Kopfschmerzen nach dem Pieks möglich. "Das ist der Ausdruck, dass sich der Körper mit dem gespritzten Impfstoff auseinandersetzt", sagte von Sonnenburg. "Abwarten und kürzertreten für einen Tag", lautet sein Ratschlag an diejenigen, die sich anschließend schlapp fühlen. "Wer sich ganz schwer krank fühlt, sollte zum Impfarzt gehen."

Allerdings seien solch starke Reaktionen nicht zu erwarten, denn der Schweinegrippe-Impfstoff sei besser getestet als der herkömmliche Impfstoff gegen die saisonale Grippe. Er habe zwar wegen der enthaltenen Wirkstoffverstärker etwas mehr Nebenwirkungen. Das sei aber normal und nichts Besonderes. "Das Immunsystem reagiert etwas stärker, aber das soll es auch."

Allergiker sollten ihren Arzt wie immer vor einer Impfung auf ihre Unverträglichkeiten hinweisen. "Eine Sofort-Allergie wird sich noch beim Arzt zeigen", sagte der Experte. Allerdings seien im Test "kaum allergische Reaktionen gesehen worden, obwohl sicherlich auch etliche Leute mit Allergieneigung darunter waren." Auch wer Asthma, Kreislaufprobleme oder andere wesentliche Erkrankungen hat, sollte das seinem Arzt vorher sagen, empfahl von Sonnenburg.

Möglicherweise ist in Deutschland ein dritter Mensch an der Schweinegrippe gestorben. Am Freitag verstarb ein 65-jähriger Mann, der an mehreren chronischen Vorerkrankungen litt, im Uni-Klinikum Mannheim. Er hatte sich mit dem Erreger der Schweingrippe infiziert, teilte das Sozialministerium Baden-Württemberg in Stuttgart mit. "Aussagen zum ursächlichen Zusammenhang des Erregers mit dem Eintritt des Todes können derzeit aber noch nicht gemacht werden", betonte das Ministerium ausdrücklich.