Alligatoren haben starke Zähne und kräftige Kiefer - aber auch eine sensible Seite. Viele der Reptilien wählen über Jahre hinweg denselben Partner. Das berichten US-Forscher im Journal "Molecular Ecology". Vereinzelte Seitensprünge seien dabei allerdings die Norm. Damit ähnele das Verhalten der Echsen jenem vieler Vogelarten. Das Team um den Wissenschaftler Stacey Lance von der Universität Georgias in Aiken (South Carolina) hatte von 1995 an zehn Jahre lang das Paarungsverhalten von Mississippi-Alligatoren (Alligator mississippiensis) untersucht.

Ihr Ergebnis: Rund 70 Prozent der Alligator-Weibchen paarten sich jahrelang mit demselben Männchen - obwohl die Auswahl im dicht besiedelten Rockefeller Wildlife Refuge (RWR) in Louisiana besonders groß war. Die Wissenschaftler hatten über die Jahre insgesamt rund 100 Gelege erfasst und für 1800 Nachkommen mit Erbgutanalysen jeweils die Vaterschaft überprüft.

Demnach gaben sich während der Paarungszeit weniger Krokodil-Weibchen als bis dato gedacht ständig wechselnden Partnern hin: Bei etwa der Hälfte aller analysierten Gelege wurden mehrere Väter nachgewiesen. Meist gab es dabei aber einen klaren Favoriten. Ob das Weibchen mit diesem besonders viel kopulierte oder ob andere Faktoren eine Rolle spielten, sei bisher unklar, erläutern die Forscher.

Und die Wissenschaftler erlebten eine weitere Überraschung: Die Tiere betreiben eine aufwendige Brutpflege. Während der Paarungszeit der Alligatoren im Frühjahr versuchen die Männchen, die Damenwelt mit bellenden Geräuschen anzulocken. Die Weibchen legen bis zu 50 Eier in ein Nest aus Pflanzenteilen in Wassernähe, die von der Wärme des verrottenden Nestmaterials ausgebrütet werden. Von der Temperatur hängt das Geschlecht der Jungtiere ab. Das Gelege wird beschützt, zudem tragen die Weibchen ihren schlüpfenden Nachwuchs zum Wasser. Dort wird er von der Mutter noch monatelang gegen Angreifer verteidigt. Bei den meisten anderen Reptilien gibt es kein Brutpflegeverhalten.

Krokodile gehören - ebenso wie die Vögel - zu den Nachfahren der Archosaurier (Herrscherreptilien), zu denen einst auch die Pterosaurier (Flugsaurier) und Dinosaurier zählten.