Die klassischen Warnzeichen treten fast nur bei Männern auf: Brustschmerzen, die bis in den linken Arm ausstrahlen. Frauen bekommen Luftnot und Schweißausbrüche. Ein Brennen hinter dem Brustbein mit Ausstrahlung in den Hals oder in den linken Arm und das erste Mal spüren, dass man überhaupt ein Herz hat, so beschreibt Prof. Thomas Münzel, Direktor der Klinik für Kardiologie an der Universitätsklinik Mainz, die typischen Symptome eines Herzinfarktes. Doch so typisch sind sie nur in 40 bis 50 Prozent der Fälle und meist bei Männern. Denn Frauenherzen schlagen eben anders. Frauen haben häufig Symptome, die nicht in erster Linie auf einen Herzinfarkt hindeuten, zum Beispiel Luftnot, Oberbauchbeschwerden oder Schweißausbrüche. "Dadurch wird die Erkrankung bei Frauen oft später richtig eingestuft und der Herzinfarkt später erkannt, es vergeht wertvolle Zeit", sagt der Kardiologe. Dabei sind 30 bis 40 Prozent der Herzinfarktpatienten Frauen.

Um auch bei ihnen schnell die richtige Diagnose stellen zu können, sind Untersuchungen wichtig, die schnell zuverlässige Ergebnisse liefern. Wer den Verdacht hat, er hat einen Herzinfarkt, sollte umgehend den Notarzt verständigen, der ihn dann in die nächstgelegene Spezialabteilung für Brustschmerzen, eine sogenannte Chest pain-Unit bringt. Dort wird ein Elektrokardiogramm (EKG) geschrieben, eventuell eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durchgeführt und Blut abgenommen. Bei diesen Blutuntersuchungen wird auch das sogenannte Troponin bestimmt, ein Eiweiß, das nur dann im Blut nachweisbar ist, wenn Herzmuskelzellen zugrunde gegangen sind. Jetzt haben Forscher der Uniklinik Mainz im Rahmen einer Multicenterstudie zusammen mit Kollegen der Uniklinik Koblenz und des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf in einer Studie einen neuen Troponintest untersucht. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift "The New England Journal of Medicine" (Band 361;9, Seite 868-877) veröffentlicht. "Er ist noch empfindlicher und spezifischer als der herkömmliche Troponintest. Damit kann man die Zeit bis zur Diagnose des Infarkts im Vergleich zum Standardtest um drei Stunden auf die Hälfte verkürzen", sagt Münzel. Mit dem neuen Troponin-I-test könne die Vorhersagewahrscheinlichkeit, mit der die Diagnose Herzinfarkt gestellt werden kann, deutlich verbessert werden. Und er zeige keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen.

Wenn der Troponintest unauffällig ist, wird er nach drei bis sechs Stunden wiederholt. Zeigt er dann trotz Verdachtes auf Herzinfarkt keinen Anstieg des Eiweißes im Blut, wird ein Belastungs-EKG durchgeführt, um festzustellen, ob eine Erkrankung der Herzkranzgefäße vorliegt oder sich unter der Belastung EKG-Veränderungen zeigen. "Wenn das Troponin gestiegen ist, gehen wir bei entsprechenden Symptomen von einem Herzinfarkt aus", sagt Münzel. Trotzdem bleibt es wichtig, die Krankheitssymptome richtig einzuordnen: "Denn das Troponin kann auch erhöht sein bei Herzmuskelentzündung, stark erhöhtem Blutdruck, Herzschwäche und Klappenerkrankungen mit massiver Belastung des Herzmuskels", sagt der Kardiologe.

Der neue Troponintest wird noch nicht flächendeckend eingesetzt und noch nicht in den Therapieleitlinien der Fachgesellschaften empfohlen. In der Uniklinik Mainz wird er routinemäßig angewandt. Im Herzzentrum im Hamburger UKE wird der Test bisher nur im Rahmen von Studien eingesetzt. "Aber ich bin mir sicher, dass er auch hier in Zukunft zur Routine gehören wird", sagt Privatdozent Dr. Stephan Baldus, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie, der die Studie verantwortlich mitbetreut hat.

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