Mit 26 Millionen Kilometer Durchmesser ist der neue Planetenring mehr als 20-mal so groß wie alle anderen kosmischen Gebilde, die Jupiter oder Saturn umhüllen. Er entstand vermutlich nach einem Einschlag.

Das Sonnensystem hat einen neuen "Herr der Ringe": Präzisionsaufnahmen des Weltraumteleskops "Spitzer"zeigen, dass der Saturn-Mond Phöbus den größten Staubring in unserem Planetensystem besitzt. Das berichteten US-Astronomen gestern im britischen Wissenschaftsmagazin "Nature" (online vorab).

Der hauchzarte, gigantische Staubring ist der größte in unserem Sonnensystem und habe einen Durchmesser von 26 Millionen Kilometern. Er sei damit mehr als 20-mal so groß wie die größten zuvor bekannten Planetenringe, die sogenannten Gossamer-Ringe um Jupiter und der sogenannte E-Ring um Saturn.

Könnte der Ring von der Erde aus beobachtet werden, hätte er die doppelte Größe des Vollmonds. Doch da er aus weniger Materie besteht, ist er nur mit Spezialgeräten sichtbar, schreiben US-Astronomen, die diese Naturschönheit unter der Leitung von Anne Verbiscer von der University of Virginia erforschen. Demnach entstand der Phöbus-Ring vermutlich durch den Einschlag kleinerer Himmelskörper auf dem Saturn-Mond.

Die Entdeckung der US-Astronomen könnte auch eine neue Erklärung für das Rätsel um den doppelgesichtigen Saturn-Mond Iapetus liefern. Seit langem versuchen die Himmelskundler aufzuklären, warum der Iapetus eine schroffe Zweiteilung in eine schneeweiße und eine nahezu schwarze Hälfte aufweist. Die US-Forscher gehen nun davon aus, dass sich Staub aus dem Phöbus-Ring auf den Iapetus niederschlägt. Dadurch habe sich im Laufe der Entwicklung des Sonnensystems eine meterdicke Staubschicht bilden können, die die Schwarzfärbung verursache. Auf den schwarz gefärbten Teilen werde das Sonnenlicht verstärkt absorbiert. Durch die damit verbundene Erwärmung verdunste dort Wasser, das sich wiederum auf der hellen Seite des Saturn-Mondes als Eis ansammle.

Das Weltraumteleskop ist ein nach dem US-Astrophysiker Lyman Spitzer benanntes extraterrestrisches Infrarotteleskop. Es wurde am 25. August 2003 noch unter dem Namen SIRTF mit einer Delta II-7920H-9.5-Rakete von Cape Canaveral aus gestartet und dann umbenannt. Zusammen mit dem Hubble Space Telescope, dem Chandra X-Ray Observatory und dem Compton Gamma Ray Observatory ist das Teleskop Teil des Great Observatory Program der Nasa.

Spitzer ist für eine Lebensdauer von fünf Jahren konzipiert. Es lieferte bereits beeindruckende Bilder aus den Tiefen des Alls. So erhielten die Wissenschaftler im Herbst 2005 nach der Aufbereitung einer Aufnahme im Sternbild Drachen eine Aufnahme aus dem frühen Universum. Anfang 2006 ergab die Kombination von tausenden von Einzelaufnahmen einen sensationellen Blick in das Zentrum unserer Milchstraße, das sonst von kosmischem Staub vernebelt ist - und es entdeckte eine Unmenge an Zwerggalaxien.