Planetariums-Chef Thomas Kraupe erklärt, wo wir mit bloßem Auge den Andromedanebel erkennen können.

Der Herbst ist eine Zeit des Übergangs. Die hellen Sterne um die sommerliche Milchstraße stehen nur noch zu Beginn der Nacht hoch am Himmel und haben sich spätabends nach Südwesten verlagert. Im Osten kündigen sich die ersten hellen Sterne des Winters an. Helles Mondlicht begleitet uns bis zum 11. Oktober. Dann ist abnehmender Halbmond - unser Erdtrabant hat sich in die zweite Nachthälfte zurückgezogen und steht erst in der letzten Oktoberwoche als zunehmender Mond am Abendhimmel.

Fast senkrecht über uns erscheint die Zickzacklinie des Himmels-Ws, gebildet von den hellsten Sternen der Kassiopeia. Dieses Sternbild ist wie der Große Wagen zirkumpolar, also das ganze Jahr zu sehen, da es am Polarstern nahe genug liegt und im Laufe einer Erdrotation nicht unter den Nordhorizont sinkt. Die mittlere Spitze des "Ws" deutet etwa in Richtung Nordstern. Darunter, tief am Nordhorizont finden wir die sieben Sterne des Großen Wagens.

Das auffällige Sommerdreieck mit Wega (im Sternbild Leier), Deneb (Schwan) und Atair (Adler) ist nach Südwesten gerückt. Durch das Sommerdreieck zieht das Lichtband der Milchstraße. Über dem Osthorizont funkelt Capella im Fuhrmann, ein typisches Wintersternbild. Etwas tiefer der rötliche Hauptstern Aldebaran im Stier. Schon mit bloßem Auge erkennen wir rund um Aldebaran den V-förmigen Sternhaufen der Hyaden und die dichtere, wie eine Mini-Ausgabe des Großen Wagens geformte Gruppe der Plejaden - das Siebengestirn.

Im Süden klafft ein "Loch am Himmel", abgesehen vom hellen Jupiter.

Unser spätabendliches Fenster ins All ist eben nicht mehr auf die Ebene unserer Galaxis, der Milchstraße, zentriert, sondern "taucht" in südliche Breiten "ab". Da die hellsten Sterne, meist junge und kurzlebige, leuchtkräftige Sonnen, nahe ihrem Entstehungsort in der Milchstraßenebene bleiben, finden wir weitab der Milchstraße kaum helle Sterne. Nur tief im Süden funkelt Fomalhaut, der hellste im Sternbild Südlicher Fisch. Ringsherum tummeln sich Geschöpfe aus dem wässrigen Element - die südliche Himmelsregion wird von einer Art himmlischem Aquarium ausgefüllt. Links neben Atair über dem Steinbock die auffällige, jedoch kleine Sternfigur des Delfins, weiter östlich die beiden ausgedehnten, aber aus lichtschwachen Sternen bestehenden Sternbilder Wassermann und Fische sowie südlich der Walfisch. Aus den Fluten dieses Sternenmeeres springt Pegasus, der griechischen Sage nach ein weiß geflügeltes Pferd, das gen Himmel galoppiert und Dichtern zu Gedankenflügen verhilft. Die drei hellsten Sterne des Sternbildes gehören zum Herbstviereck, halbhoch im Süden driftet es im Laufe der Nacht nach Westen. Der vierte Stern, der nordöstlichste im Herbstviereck, ist bereits der Hauptstern Alpha im Sternbild Andromeda. Im Sternbild Andromeda finden wir unsere Nachbarmilchstraße, den Andromedanebel (M31). Als scheinbar nebliger Lichtfleck ist er zwischen dem Himmels-W der Kassiopeia und dem Herbstviereck zu entdecken.

Mit einem Fernglas erkennen wir seine längliche Form. Erst die Beobachtungen von Edwin Hubble in den 1920er-Jahren mit den damals weltgrößten Fernrohren zeigten, dass dieser Nebelfleck anders war als andere Gas- und Staubnebel unserer Milchstraße. Er ist eine eigene Milchstraße mit über 200 Milliarden Sternen, weit jenseits unseres Sternensystems. Mit 2,2 Millionen Lichtjahren Distanz das fernste Objekt, das wir mit bloßem Auge erkennen können.

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