“Alter heißt für mich, jeden Tag doppelt zu genießen. Ich bin keinem Zwang unterworfen und kann tun, wozu ich Lust habe. Ich genieße es, mich immer wieder neu zu engagieren und immer wieder auch ein bisschen für andere zu tun.“

So schilderte eine 77 Jahre alte Besucherin ihre Gedanken zum Alter auf der Veranstaltung "Die Entdeckung des Alterns" im Albertinen-Haus Zentrum für Geriatrie in Schnelsen. Dort waren NDR 90,3 und das Hamburger Abendblatt im Rahmen der Aktionswoche "Älter werden in Hamburg" vor Ort und sprachen mit den Wissenschaftlern über ihre Projekte zur Altersforschung.

Was ist Altern im wissenschaftlichen Sinne? "Altern bedeutet, dass das Leben Spuren hinterlässt, unser Körper verändert sich und damit die Art und Weise, wie er funktioniert, wie älter werdende Menschen Belastungen aushalten, wie sie Alltagsanforderungen gerecht werden, sich Herausforderungen anpassen können", sagt Prof. Wolfgang von Renteln-Kruse, Chef des Albertinen-Hauses. Genau darum geht es beim Forschungsverbund Lucas (Longitudinale urbane Kohorten Alterstudie), von Albertinen-Haus, Gesundheitsbehörde, dem Uniklinikum Eppendorf, der Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Hamburgischen Pflegegesellschaft.

Auf der Veranstaltung ging es bewegt zu. Ausgelegt war ein Gangteppich, ein sechseinhalb Meter langer und 80 Zentimeter breiter Läufer. Über einen Computer wurde damit der Gang der Probanden untersucht. Dr. Jennifer Anders, wissenschaftliche Assistentin im Albertinen-Haus, nennt zum Vergleich einen Strand, auf dem Fußabdrücke zurückbleiben. "Der Teppich speichert solche Fußabdrücke, sodass wir Störungen erkennen." Gisela Kanitz (75) läuft locker los, wobei sie allerdings, damit es etwas schwieriger wird, rückwärts zählen muss.

Auf dem Monitor erscheinen Zahlen, "die uns sagen, wann welches Bein belastet wird. Wir wollen damit frühzeitig erkennen, wann die Gangsicherheit nachlässt. Außerdem kommen viele Ältere bei Mehrfachanforderungen, wenn man auf den Verkehr oder auf Stimmen in der Umwelt achten muss, leichter aus dem Rhythmus. Wenn eine Stolperfalle dazukommt, fällt es vielen schwer, in den Rhythmus zurückzufinden", erklärt Anders. Das Ergebnis bei Frau Kanitz: Sie sollte etwas für ihren Muskelaufbau tun, bei anderen sind Koordinationsfähigkeit oder Balance beeinträchtigt.

Man kann auch selbst zu Hause prüfen, wie es um Gleichgewicht und Muskelkraft bestellt ist. Dazu eine Wolldecke vierfach falten, sich daraufstellen und versuchen, mit geschlossenen Augen das Gleichgewicht zu halten. Wer unsicher ist, sollte jemanden an seiner Seite haben.

Bei Lucas geht es um zwei zentrale Fragen: Gibt es frühe Anzeichen, die auf spätere Hilfsbedürftigkeit deuten? Und was haben jene gemacht, die bis ins hohe Alter fit sind?

"Wir lernen viel von den Senioren, wie sie ihr Leben meistern", sagt Dr. Ulrike Dapp, Forschungskoordinatorin im Albertinen-Haus. In einem der sieben Lucas-Teilprojekte, das von Franz Pröfener von der Hamburgischen Pflegegesellschaft geleitet wird, werden auch gebrechliche Ältere zu Hause besucht. Viele haben Probleme mit der Mobilität und der Kraft. Pröfener: "Über 90 Prozent haben dauernd Schmerzen, 30 Prozent in einer Intensität, dass die täglichen Unternehmungen massiv beeinträchtigt sind. Wir müssen die Schmerzproblematik angehen und dafür sorgen, dass ehrenamtliche Begleiter verfügbar sind."