Die Zahl der Darmkrebserkrankungen wird bei Männern um 13 Prozent und bei Frauen um 16 Prozent zurückgehen, wenn die Darmspiegelung zur Vorsorge konsequent in der Bevölkerung genutzt wird. Das ergeben erste Modellrechnungen, wie Prof. Herbert Koop aus Berlin im Vorfeld des Kongresses Viszeralmedizin berichtete, der am 30. September im CCH beginnt.

Die Darmspiegelung bleibt auch weiterhin die wirksamste Untersuchung in der Darmkrebsvorsorge, betonte der Präsident des viertägigen Kongresses, zu dem rund 4000 Teilnehmer erwartet werden. Stuhltests seien nach wie vor unzulänglich und eine Computertomografie sei für die großflächige Untersuchung von Gesunden aufgrund der Strahlenbelastung nicht zu empfehlen, sagte der Präsident.

An einem Darmkrebs erkranken jedes Jahr 70 000 Menschen in Deutschland neu. "Bei den meisten entsteht der Tumor auf dem Boden von gutartigen Polypen und wir haben ein langes Intervall, in dem wir den Patienten von diesen Polypen befreien können", sagte Koop. Seit 2002 ist die Darmspiegelung als Vorsorgemaßnahme ab dem 55. Lebensjahr in die gesetzliche Krankenversicherung eingeführt. Wenn bei der ersten Untersuchung keine Polypen gefunden werden, müsse die Spiegelung erst nach zehn Jahren wiederholt werden. Wenn Polypen entfernt wurden, sollte man die Spiegelung nach drei Jahren wiederholen lassen, empfahl Koop.

Ein weiteres Schwerpunktthema des Kongresses ist das Sodbrennen, das dadurch verursacht wird, dass der Verschlussmechanismus zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr richtig funktioniert und Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt. Dabei besteht kein Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Symptome und dem Ausmaß und der Gefährlichkeit der Veränderungen an der Schleimhaut, betonte Prof. Joachim Labenz aus Siegen. Einer von 5000 Patienten pro Jahr mit Sodbrennen bekomme eine bösartige Veränderung der Speiseröhre. Aufschluss gibt nur eine Spiegelung. Deswegen sollten sich Menschen, die häufig und über längere Zeit Beschwerden haben, endoskopisch untersuchen lassen, sagte Labenz. Als Maßnahmen, um das Sodbrennen zu lindern empfahl der Magen-Darm-Spezialist, unverträgliche Speisen zu meiden, das Gewicht zu normalisieren und für ausreichende Nachtruhe zu sorgen. Bei häufigen Beschwerden ist zudem eine Behandlung durch eine Operation oder Medikamente angezeigt. Diese Mittel setzen die Produktion von Magensäure herab und lindern dadurch die Symptome.

Weitere Themen des Kongresses, der von Gastroenterologen und Viszeralchirurgen veranstaltet wird, sind gemeinsame Strategien zur Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Verdauungstraktes, funktionelle Störungen wie Reizmagen und Reizdarm sowie neue Entwicklungen in der Endoskopie.

Im Rahmen des Kongresses finden am 3. Oktober im CCH Patientenveranstaltungen statt, der Eintritt ist frei:

9-13.40 Uhr: Therapiekomplikationen und therapiebegleitende Maßnahmen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

14-16.30 Uhr: Vorträge und Informationsstände zu den Themen Darmkrebsvorsorge, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Sodbrennen und Magenbeschwerden sowie Lebererkrankungen.