Eine eigenständige Nervenzentrale lässt amputierte Schwänze von Geckos minutenlang akrobatische Hüpfer vollführen.

Das berichtet Anthony Russell von der University of Calgary in der Fachzeitschrift "Biology Letters". Dass die Tiere bei Lebensgefahr lieber ihren Schwanz als ihr Leben opfern, ist eine Lehrbuchweisheit: Während der Räuber einen Teil seiner Beute verschluckt, macht sich der Rest schnellstmöglich aus dem Staub.

Aber was sorgt dafür, dass das abgetrennte Anhängsel sekunden- und minutenlang hüpft, sich windet, biegt und zuckt? Eine Verbindung zum Tier besteht schließlich nicht mehr. Russell untersuchte zahlreiche Schwänze von Leopardgeckos und prüfte dabei, auf welche Weise die Muskeln angeregt werden. Leopardgeckos sind nachtaktive bodenbewohnende Geckos, die in ihrer natürlichen Umgebung vor allem unter Steinen oder in kleinen Höhlen leben, um extremen Temperaturen zu entgehen. Seinen Namen erhielt das Tier, von dem es fünf Arten gibt, wegen seiner Färbung, einer cremig-gelben Grundfarbe mit schwarzen Flecken.

"Was wir herausgefunden haben ist, dass der Schwanz nicht einfach auf die gleiche Weise hin- und herschwingt, sondern ein eigenes Repertoire hochkomplexer Bewegungen hat, etwa akrobatische Sprünge bis drei Zentimeter Höhe", erklärte der Wissenschaftler Anthony Russell.

Der Schwanz bewahrt sein bioelektrisch getriebenes Eigenleben nach den Ergebnissen der Untersuchung bis zu 30 Minuten. Die Forscher hatten die Signale mit feinen Elektroden abgeleitet. Die selbst amputierten Schwänze - sie sind über eine Sollbruchstelle mit dem Rumpf verbunden - könnten auch für das Untersuchen querschnittgelähmter Menschen eine Rolle spielen - bei einigen von ihnen gibt es ebenfalls Muskelzuckungen, obwohl viele wichtige Nerven durchtrennt sind.