Auf dem Monitor erkennt der Experte einen Dickdarm - und einen kleinen Tumor. Davor steht Dr. Jürgen Brenner und bedient über eine Konsole Instrumente, mit denen er die Geschwulst in einer endoskopischen Operation, also minimalinvasiv, entfernen soll.

Der Direktor des European Surgical Institute (ESI) in Norderstedt, an dem pro Jahr 14 000 Ärzte in endoskopischen Operationstechniken ausgebildet werden, demonstriert den virtuellen Eingriff auf der neuesten Generation von OP-Simulatoren, die gestern vorgestellt wurde.

Die Verbesserung besteht darin, dass jetzt mehr verschiedene Operationen trainiert werden können: Gallen- und Leistenbruch-Operationen, Magenbypass, Entfernung eines Darmkrebses sowie gynäkologische Eingriffe. Außerdem ist geplant, das Programm noch zu erweitern. So soll die Entfernung einer Niere mit ins Übungsprogramm. "Auflösung und Computergrafik haben sich verbessert, es können mehr Patientendaten gespeichert werden und wir können komplexere Operationen darstellen", sagt Brenner. Auch das Tastgefühl für das Gewebe, das der Arzt mit den Instrumenten berührt, sei sehr viel besser geworden. Dafür habe auch der israelische Software-Entwickler Symbionix gesorgt, ein Kooperationspartner des ESI. Das Simulationssystem reagiert wie im echten Leben. Die Zange, mit der der Operateur den Darm fasst, hinterlässt kleine Blutergüsse. Trifft er versehentlich ein Blutgefäß, tritt eine Blutung auf, die er durch das Setzen eines Clips stoppen muss.

Wenn die Ärzte ihre Übungs-OP beendet haben, erhalten sie von ihrem Trainer eine Auswertung. "Sie erfahren detailliert, wie präzise und zielgerichtet sie gearbeitet haben und wie lange sie insgesamt gebraucht haben", sagt Brenner.

Sein Blick in die Zukunft: Vorstellbar sei, dass jeder operierende Arzt ein solches Gerät zu Hause hat und sich Programme aus dem Internet herunterlädt, mit denen er am Tag vor einer Operation die einzelnen Operationsschritte noch einmal trainiert. Schon heute sei es in Kliniken üblich, vor komplizierten Operationen an dreidimensionalen Modellen des Organs, die mit modernen Bildgebungsverfahren wie MRT erstellt werden, die Operationsschritte zu planen.

Seit 1991 engagiert sich das ESI in der Fortbildung von Ärzten in der minimalinvasiven Chirurgie, von Medizinstudenten bis zu Chefärzten. Seitdem haben mehr als 150 000 Fachkräfte an den Qualifizierungskursen teilgenommen.