Operation oder Stent? - Diese Frage ist eines der Hauptthemen eines Symposiums über Erkrankungen der Hauptschlagader (Aorta), das heute im Hotel Atlantic beginnt. Zwei Tage lang werden Experten aus aller Welt über die neuesten Therapiemöglichkeiten diskutieren.

Bei der Versorgung von Aussackungen (Aneurysmen) und Aufspaltungen der Gefäßwand (Dissektionen) der Aorta im Brust- und Bauchraum setzt sich als Alternative zur Operation immer mehr das Einsetzen einer Stentprothese per Katheter durch. Jetzt können schon maßgeschneiderte Stentprothesen verwendet werden, in die Abgänge der Seitenäste bereits eingebaut sind. "Zunächst muss man die Hauptschlagader mit der Bildgebung dreidimensional darstellen. Nach diesem Modell kann man einen Stent mit Seitenästen bauen, und diese Einzelkomponenten dann im Körper zusammenfügen", sagt Prof. Christoph Nienaber, Direktor der Klinik für Kardiologie an der Universitätsklinik Rostock und Vorsitzender des Kongresses. So entsteht für den erkrankten Teil der Aorta eine Schiene von innen. Damit kann der Druck von der Aortenwand genommen werden. Das Ganze kann wieder abheilen und sich normalisieren. Bislang war für diese Eingriffe eine komplizierte Operation nötig.

Ein Schwerpunkt ist auch das Einsetzen einer neuen Aortenklappe per Katheter bei Verengungen der Aortenklappe. "Eine Katheterbehandlung kommt im Moment nur für Patienten infrage, die nicht operiert werden können", sagt Prof. Hermann Reichenspurner, Direktor des Universitären Herzzentrums (UHZ) am Universitätsklinikum Eppendorf. "Das große Fragezeichen liegt noch in der Haltbarkeit der Klappen. Da haben wir noch keine Langzeitergebnisse, weil es dieses Verfahren erst seit einigen Jahren gibt", sagt Reichenspurner. Doch das große Interesse an solchen Eingriffen stellt die Ärzte vor neue Probleme: "Dadurch werden auch Menschen motiviert, sich behandeln zu lassen, die weder mit einer OP noch per Katheter erfolgreich behandelt werden können. Sie sind bereits zu krank und zu alt, sodass ein solcher Eingriff keine wesentliche Verbesserung ihres Zustandes mehr bringt", sagt Nienaber. "Wir haben gelernt, die Indikation etwas enger zu stellen. Nur wenn man sich ziemlich sicher ist, dass die Verengung der Aortenklappe der Grund für den schlechten Zustand des Patienten ist, ist man berechtigt, dieses Verfahren auch einzusetzen", ergänzt Prof. Thomas Meinertz, Direktor der Klinik für Kardiologie im UHZ.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden genetische Erkrankungen des Bindegewebes, wie zum Beispiel das sogenannte Marfan-Syndrom, die mit einer Wandschwäche der Aorta einhergehen. Auf dem Kongress wird eine neue Erkrankung vorgestellt, die erst vor fünf Jahren entdeckt wurde.