Werden sich mehr Menschen selbst töten im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise? Mediziner, Psychologen und Sozialarbeiter befürchten dies und fordern Vorbeugungsmaßnahmen. "Genaue Zahlen liegen uns noch nicht vor, aber aus Studien in Frankreich wissen wir, dass etwa bei Firmenpleiten die Zahl der Suizide steigt", sagte der Vorsitzende der Initiative Nationales Suizidprogramm für Deutschland (NaSPro), Armin Schmidtke, in Hamburg.

Besonders betroffen seien Zeitarbeiter ohne Kündigungsschutz und Menschen, die aus gehobenen Positionen in Hartz IV abstürzten, sagte der Würzburger Psychiater und Psychotherapeut im Vorfeld des Welttages der Suizidprävention am Donnerstag. Die Zahl der Suizidtoten sei in Deutschland seit Ende der 1970er-Jahre rückläufig. 2007 nahmen sich 9402 Personen das Leben, was nach Frankreich mit 10 895 Menschen die europaweit zweithöchste absolute Zahl vor Polen mit 6043 Opfern war. Als auffällig für Deutschland bezeichnete Schmidtke die gestiegene Quote von Selbsttötungen bei älteren Frauen. "Viele haben Angst vor Einsamkeit, Hilflosigkeit und entwürdigender Behandlung in Altersheimen", kritisierte der Arzt.