Die Vielfalt der Bildschirmtechnik verunsichert viele Verbraucher. Was verbirgt sich hinter Kürzeln wie HD, Full-LED oder Direct-Slim-LED? Ein Überblick über die aktuelle Technik.

Wer sich für aktuelle Technik interessiert, muss sich jedes Jahr an neue Fachbegriffe und kryptische Abkürzungen gewöhnen. Das ist bei der diesjährigen IFA nicht anders. Kaum kennt man den Unterschied zwischen HD Ready und Full HD, steht man vor neuen Herausforderungen. LED Backlight, Full-LED und Direct-Slim-LED - die Marketingabteilungen der Hersteller waren mal wieder sehr kreativ bei ihrem Versuch, beim Verbraucher Verwirrung zu stiften. Nur in einem sind sich alle einig, nämlich in dem Versprechen, ein noch brillanteres Bild zu liefern.

LEDs sind Leuchtdioden, kleine Lämpchen, die bei LCD-Fernsehern für ein helleres Bild, realistischere Farben und höhere Kontraste sorgen sollen. Was damit möglich ist, zeigte Hersteller Sharp bereits vor zwei Jahren mit sogenannten RGB-LEDs. Das Kürzel steht für die Farben Rot, Grün und Blau. Die farbigen Lämpchen hinter dem LCD-Panel sorgen für satte Farben und ein unglaublich plastisches Bild, das fast dreidimensional wirkt. Für den Massenmarkt sind die Edel-Fernseher mit Preisen ab 6000 Euro aber schlicht zu teuer. Die meisten Hersteller setzen deshalb nur LEDs in einer Farbe, nämlich Weiß, ein. Die Wirkung ist nicht mehr ganz so spektakulär, kann sich aber immer noch sehen lassen.

Das gilt jedoch längst nicht für alle Geräte. "Wir haben LED-TVs getestet, die eine deutlich schlechtere Bildqualität aufwiesen als herkömmliche LCDs", warnt Peter Knaak von der Stiftung Warentest. Dies betrifft in erster Linie sogenannte Edge-LED-TVs. Hier sind die Lichtquellen nur im Rahmen um den Bildschirm herum untergebracht und beleuchten diesen von den Seiten her. Damit sind besonders flache Geräte möglich, Fernseher mit einer Bautiefe von 2,5 Zentimetern sind keine Seltenheit mehr.

Um in Sachen Bildqualität keine Kompromisse einzugehen, setzt unter anderem Sharp auf eine vollständige Beleuchtung hinter dem Panel - daher der Zusatz "Backlight". In Anlehnung an die Bezeichnung "Full HD" wurde diese Technologie "Full LED" getauft. Obwohl in Full-LED-Geräten etwa siebenmal so viele Lampen verbaut werden wie in den Edge-Geräten, zeichnen auch sie sich laut Hersteller durch einen geringeren Energieverbrauch gegenüber Modellen mit Leuchtstoffröhren aus.

Wer etwas mehr ausgeben will, der greift zu einem Gerät mit "Local Dimming". Dabei werden einzelne Bildschirmbereiche separat angesteuert, um Kontraste und Farben noch wirklichkeitsgetreuer erscheinen zu lassen. Die großen Markenhersteller setzen bei ihren Modellen der höheren Preisklassen auf diese Technik. Damit auch diese technisch komplexen Geräte möglichst flach bleiben, müssen sich die Hersteller mit Tricks behelfen und einzelne Komponenten wie etwa die Anschlüsse in einer separaten Box unterbringen. So erreichen die Edelmodelle von LG trotz Local Dimming eine Bautiefe von 2,5 Zentimetern, was der Hersteller mit der Bezeichnung "Direct-Slim-LED" zum Ausdruck bringt.

Für die Hersteller von Plasma-Geräten brechen nun schwere Zeiten an. In Sachen Bildqualität konnten die LCDs ihre bisherigen Nachteile durch die neue Technik weitgehend ausgleichen. Da gleichzeitig der Stromverbrauch der Plasmabildschirme deutlich höher ist, werden sie wohl über kurz oder lang vom Markt verschwinden.

Sind letztlich auch die neuen LED-TVs nur eine Übergangslösung? Denn schon steht eine neue Technik namens OLED in den Startlöchern. Kaum jemand zweifelt daran, dass diesen Bildschirmen, in denen organische Leuchtdioden verbaut werden, die Zukunft gehört. Sie sind kostengünstiger zu produzieren, benötigen noch weniger Strom und können theoretisch so dünn wie ein Blatt Papier werden: Der Fernseher der Zukunft wird eine Art Hightech-Tapete sein, die man auch zusammenrollen und in die Jackentasche stecken kann. Bis es so weit ist, wird es jedoch wohl noch eine ganze Weile dauern.

"OLED ist eine neue Technik, die mit LCD nichts mehr gemein hat", erklärt Professor Dr. Jörg Müller, Leiter des Instituts für Mikrosystemtechnik an der TU Hamburg-Harburg. "Bei einem LCD-Bildschirm wird Licht durch einen Farbfilter geschickt, wobei mindestens 50 Prozent des Lichtes ausgeblendet werden."

Im Gegensatz dazu wird in einem OLED-Display direkt farbiges Licht erzeugt. Die Dioden leuchten nur, wenn sie angesteuert werden. Damit ist theoretisch eine Energieersparnis von 50 Prozent möglich. In der Praxis wird sie nach Ansicht des Wissenschaftlers jedoch geringer ausfallen. "Der Nachteil ist, dass hinter dieser Technik ein sehr komplexes System steckt, das gerade für große Flächen längst noch nicht ausgereift ist." Mit einer Marktreife dieser Technik sei frühestens in fünf Jahren zu rechnen. "Durch den Preisverfall bei Flachbildschirmen werden auch die Unternehmensgewinne geringer. Damit stehen aber gleichzeitig auch weniger Mittel für das Erforschen neuer Technologien zur Verfügung", so Professor Müller.

"Bis große Bildschirmdiagonalen mit einer akzeptablen Lebensdauer möglich sind, werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen", meinst auch "Test"-Experte Peter Knaak, der den Prototypen eine "bisher unerreichte Bildqualität" bescheinigt. Besucher des Samsung-Standes konnten sich davon bereits auf der IFA 2008 überzeugen. Es war allerdings ein kurzes Vergnügen. Noch bevor die Messe zu Ende war, hatten bereits zwei von drei OLED-Fernsehern das Zeitliche gesegnet.