Über die Frage, ob die Lüneburger Heide als Rückzugsraum der Hamburger durch menschliche Eingriffe in ihrem Bestand gefährdet ist, zum Beispiel durch die Entnahme von Grundwasser, wird seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Doch ganz ohne Einwirken des Menschen geht es nicht, betont Prof. Werner Härdtle, Hochschuldozent für Botanik am Institut für Ökologie und Umweltchemie an der Leuphana-Universität Lüneburg. "Ohne mechanische Maßnahmen, ohne Eingriff des Menschen ist die Lüneburger Heide nicht zu retten."

Für den international gefragten Botaniker mit den Schwerpunkten Landschaftsökologie und Naturschutz ist die Antwort auf diese Frage allerdings eindeutig. "Die Lüneburger Heide ist durch den Eingriff des Menschen doch überhaupt erst entstanden", sagte er. "Über 800 Jahre hat der Mensch in der Lüneburger Heide wie auch in anderen deutschen Landschaften, etwa in den Mittelgebirgen, in die Natur eingegriffen, hat zum Beispiel den Wald gerodet, um Schafzucht oder Ackerbau zu betreiben. In der Lüneburger Heide haben die Bauern ein Streichholz an den Wald gehalten und ihn abgefackelt, um Böden für den Ackerbau zu gewinnen." Mit der Rodung von Bäumen für die Beheizung der Saline in Lüneburg, wie oft angenommen, habe das aber nichts zu tun.

Professor Härdtle und seine Mitarbeiter forschen seit mehr als zehn Jahren zu dem Thema Lüneburger Heide und haben "eine Fülle wissenschaftlicher Daten erhoben". Der Dozent erklärt: "Die besagten ganz klar: Wenn die Heide nicht mechanisch bearbeitet wird, geplaggt, wie das genannt wird, dann ist sie in 15 Jahren verschwunden. Da gibt es keine zwei Meinungen. Klar, man kann auch Birken oder Buchen wachsen lassen oder etwas ganz anderes - das ist dann eine politische Entscheidung."

Die Lüneburger Heide sei aber durch internationale und nationale Gesetze und Verordnungen geschützt, - zuerst durch das Flora-Fauna-Habitat der Uno, dann durch das Bundesnaturschutzgesetz und das Niedersächsische Landesnaturschutzgesetz. Der Wissenschaftler: "Wir haben also nicht nur aus ökologischen und moralischen Gründen eine Pflicht, die Heide zu erhalten."

Auf die Frage, ob die Wasserentnahme durch die Stadt Hamburg die ökologischen Grundlagen der Heidelandschaft gefährdet, sagte Werner Härdtle: "Das ist nicht meine Baustelle. Ich kann Ihnen als Wissenschaftler, der seit zwölf Jahren in der Heide lebt und lehrt, nur sagen, dass die Heide ohne mechanische Maßnahmen, also ohne ein umfassendes Flächenmanagement, nicht zu retten ist. Klar, man kann es auch machen wie in den Nationalparks, etwa im Bayerischen Wald, und alles liegen lassen, sodass eine Art urzeitliche Landschaft entsteht. Aber das liegt eben gerade nicht in der Intention des Gesetzgebers."