In dieser Woche startete die norwegische Marine eine Suchaktion mit zwei Schiffen und einem Unterwasserfahrzeug, um das Flugzeugwrack des legendären Polarforschers Roald Amundsen aufzuspüren.

In dieser Woche startete die norwegische Marine eine Suchaktion mit zwei Schiffen und einem Unterwasserfahrzeug, um das Flugzeugwrack des legendären Polarforschers Roald Amundsen aufzuspüren und sein Schicksal endlich zu klären. Sein Verschwinden ist mit einer menschlich tragischen Geschichte verknüpft.

Amundsen war als erster Mensch am Südpol. Dabei zog es den Polarforscher stärker zum Nordpol, den er vermutlich ebenfalls als erster erreichte, und der im Juni 1928 sein Schicksal wurde. Auf der Suche nach dem Italiener Umberto Nobile, mit dem er als erster am Nordpol war und mit dem er sich daraufhin entzweit hatte, brach er am 18. Juni 1928 in einem französischen Flugzeug auf. Amundsen kam nie zurück, weder seine Mannschaft noch das Flugzeug wurden je gefunden.

Amundsen hatte nach drei harten Wintern (1903 bis 1906) als erster die Nordwestpassage komplett durchfahren. Für die Wirtschaft wurde diese Seeverbindung zwar nie interessant. Aber damals hatte Norwegen sich nach einer Volksabstimmung von Schweden abgespalten. Da kam der Kapitän als Identifikationsfigur der jungen Nation gerade recht.

Amundsen wollte als erster zum Nordpol. Als die US-Forscher Robert Peary und Frederick Cook 1909 behaupteten, sie seien dort gewesen, war der Norweger geschockt. Für die Vorbereitung seiner Expedition hatte er sich hoch verschuldet. Zweiter oder Dritter am Nordpol zu werden, hätte nicht gereicht, um alles zurückzuzahlen. Dennoch startete er am 9. August 1910 mit dem Schiff "Fram", 97 grönländischen Schlittenhunden, einem Kanarienvogel, einem Grammofon, und Proviant für zwei Jahre. Sein offizielles Ziel: der Nordpol.

Das war jedoch eine Täuschung, Amundsen wollte zum Südpol, zu dem bereits sein britischer Konkurrent Robert Falcon Scott unterwegs war. Am 2. Oktober 1910 informierte sein Bruder Leon die Presse vom wahren Ziel und eröffnete den vielleicht dramatischsten Wettlauf der Weltgeschichte. Der Norweger hatte alles gründlich vorbereitet. So hatte er auf der Strecke Vorratsdepots angelegt.

Nach einem langen Winter brach Amundsen am 20. Oktober 1911 mit vier Begleitern, 50 Hunden und vier Schlitten auf. Über den 3180 Meter hohen Axel-Heyberg-Gletscher erreichten sie die Antarktische Hochebene mit einem der schwierigsten Gletschergebiete der Welt, das sie "des Teufels Ballsaal" tauften. Am 14. Dezember 1911 standen sie am Südpol. Die Briten fanden 35 Tage später die norwegische Fahne, den Rückweg überlebten die Verlierer nicht.

Amundsen war auf dem besten Weg, doch noch sein Ziel Nordpol zu erreichen: Am 11. Juni 1914 erhielt er den ersten Flugschein Norwegens, er wollte zum Pol fliegen. Zwei Monate später begrub der Ausbruch des Weltkriegs die Pläne. Jetzt sollte es eine Schiffsexpedition sein. Am 16. Juni 1918 lief die eigens gebaute "Maud" in Tromsø aus. Treibeis blockierte den Weg, Amundsen musste in Sibirien überwintern.

Damit begann das Pech. Im September zog er sich bei einem Sturz einen Splitterbruch der Schulter zu, am 8. November endete die Begegnung mit einem Eisbären mit Rückenwunden, am 10. Dezember trug er durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung Schäden am Herzen davon. Die Expedition wurde abgeblasen.

1925 startete er erneut, diesmal mit zwei Flugbooten. Keine 250 Kilometer vom Pol musste die sechsköpfige Expedition notlanden, ein Flugzeug wurde zerstört. Drei Wochen schaufelten die Männer 600 Tonnen Schnee und Eis zur Seite, um eine Startbahn zu improvisieren.

Danach kaufte er von der italienischen Regierung das Luftschiff "N1", taufte es auf "Norge" ("Norwegen") und startete am 11. Mai 1926 in Spitzbergen. Kapitän war der Konstrukteur der "Norge", der Italiener Umberto Nobile. Diesmal klappte alles, am 12. Mai 1926 überflogen sie nach 16 Stunden und 40 Minuten als Erste den Nordpol. Die Amerikaner konnten den Pol 1909 nicht erreicht haben, ergab später eine Analyse ihrer Angaben. Doch Nobile machte dem Norweger den Ruhm streitig. Ein Streit entbrannte.

Dennoch brach Amundsen am 18. Juni 1928 auf, um den vermissten Ex-Freund zu suchen, der bei einer weiteren Luftschiff-Expedition verunglückt war. Der Italiener wurde gerettet, Amundsens Flugzeug verschwand bei der Bäreninsel. Dort wollen jetzt die Norweger das Schicksal ihres Nationalhelden klären.