Bis zu 40 000 Hamburger leiden an chronischen Wunden. Bei frühzeitiger Diagnose und richtiger Therapie gibt es aber sehr gute Heilchancen.

Chronische Wunden sind ein medizinisches und gesellschaftliches Problem. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden daran, allein in Hamburg sind es bis zu 40 000. "Zeigt eine Wunde innerhalb von vier Wochen keine wesentlichen Heilungstendenzen, sprechen wir von einer chronischen Wunde", sagt Chirurg Dr. Elmar Schäfer. Er ist 2. Vorsitzender des Wundzentrums Hamburg, das am 28. August für Fachkräfte, Patienten und ihre Angehörigen zu einer Informationsveranstaltung in die Handwerkskammer einlädt. Das Wundzentrum Hamburg ist ein Verein, der sich 2001 gegründet hat und mittlerweile 320 Mitglieder hat: Ärzte, Krankenhäuser, Pflegeheime und Pflegedienste. "Unser Ziel ist es, die Versorgung von chronischen Wunden zu verbessern", sagt Dr. Wolfgang Tigges, Chefarzt der Chirurgie im Asklepios-Westklinikum in Rissen und 1. Vorsitzender des Wundzentrums.

Betroffen sind meist Menschen im Alter zwischen 60 und 85 Jahren. Dabei können die Ursachen für chronische Wunden unterschiedlich sein. Häufig ist es eine Zuckerkrankheit, die zu Durchblutungsstörungen und Nervenschäden an den Füßen führt, sodass dort schlecht heilende Wunden entstehen. Mediziner sprechen vom diabetischen Fußsyndrom. "Ein weiterer Grund sind Venenleiden. Wenn die Venen in den Beinen nicht richtig funktionieren, können Geschwüre entstehen, die nicht mehr von allein abheilen", erklärt Schäfer. Auch arterielle Durchblutungsstörungen und Druckgeschwüre bei bettlägerigen Patienten können zu chronischen Wunden führen.

In der Therapie geht es zunächst darum, die Grunderkrankung herauszufinden und richtig zu behandeln. So muss bei Diabetikern der Blutzucker richtig eingestellt werden, Patienten mit Venenleiden brauchen möglicherweise eine Kompressionsbehandlung mit speziellen Strümpfen oder Binden. Bei arteriellen Durchblutungsstörungen kann eventuell ein Bypass gelegt werden, der die Durchblutung wieder verbessert, und bei Druckgeschwüren ist es wichtig, dass der wund gelegene Bereich durch die richtige Lagerung des Patienten entlastet wird.

Dann muss die Wunde fachgerecht versorgt werden. "Heute weiß man, dass ein feuchtes Wundmilieu viel günstiger für die Heilung ist, als wenn man die Wunde austrocknen lässt, wie es früher üblich war", sagt Schäfer. Abgestorbene Zellen werden entfernt und ein Verband angelegt. "Bewährt haben sich zum Beispiel Schaumstoffverbände, weil sie die Wunde sehr gut reinigen und gleichzeitig die Heilung anregen. Man kann auch Schaumstoffverbände verwenden, die Silber enthalten, das eine antibakterielle Wirkung hat."

Auch die richtige Versorgung spielt eine entscheidende Rolle. "Wenn der Patient zu Hause wohnt, ist das Wichtigste, dass er von einem Pflegedienst versorgt wird, der ausgebildete Wundtherapeuten beschäftigt. Idealerweise wird die Wundbehandlung von einem Spezialisten eingeleitet und von Wundtherapeuten weitergeführt", sagt Tigges.

Die Heilungschancen einer chronischen Wunde sind umso besser, je früher sie behandelt wird. "Dann liegt die Heilungschance bei 80 bis 90 Prozent", sagt Tigges.