Seit Anfang Mai grassiert in Deutschland ein Erreger, an dem Wildvögel massenhaft sterben. Insbesondere Grünfinken erliegen ihm. Jetzt steht fest: Verantwortlich ist der Einzeller Trichomonas gallinae aus der Gruppe der Trichomonaden.

"Das haben uns Veterinäre bestätigt", sagt Dr. Markus Nipkow von der Bundesgeschäftsstelle des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). "Diese kleinen, einzelligen Geißeltierchen kommen besonders zahlreich in Tränken und an Futterstellen vor. Wir raten daher Gartenbesitzern, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Vögel zu tränken oder zu füttern. Die Vögel verdursten nicht, aber die Ausbreitung der tödlichen Krankheit kann dadurch gestoppt werden."

Nach Schätzungen der Naturschutzorganisation sind deutschlandweit schon mehrere Zehntausend Wildvögel an Trichomonaden verendet. "Dies ist das erste infektiöse Massensterben von Wildvögeln, das weite Bereiche der Bundesrepublik betrifft", sagt Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. Die meisten Fälle wurden in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen sowie in Berlin registriert. In Hamburg ist dem Nabu dagegen bislang kein Fall bekannt.

Die meist tödliche Krankheit trifft neben den Grünfinken auch Buchfinken, Kernbeißer, Gimpel, teils auch Elstern, Haussperlinge, Amseln und weitere Arten. Erkrankte Tiere haben gelbliche Beläge auf der Schleimhaut des Schlundes, sie sind kurzatmig und wirken matt. In der Regel sterben die Vögel nach nur kurzer Krankheitsdauer.

Die hochinfektiösen Trichomonaden übertragen sich an Sammelpunkten der Vögel rasch von einem Tier auf das andere. In das Wasser von Vogeltränken gelangen die mikroskopisch kleinen Geißeltierchen, wenn infizierte Vögel daraus trinken. "Kommt ein gesunder Vogel an die Tränke, kann er sich infizieren, und schon breitet sich der Erreger weiter aus", warnt Nabu-Biologe Nipkow. Denn im Trinkwasser überleben die Einzeller bis zu 24 Stunden. Der Erreger wird auch verbreitet, wenn kranke Altvögel die Jungstiere füttern. Auf den Menschen ist er nicht übertragbar.