Mehr als 1000 Mäuse verdanken bereits ihr Leben der Kreativität des Hannoveraner Professors Christopher Baum und seinen beiden Mitarbeiterinnen. Die Forscher entwickelten ein Verfahren, um die Wirkung von Gentherapie ohne Tierversuche zu testen.

"Bislang brauchten wir mindestens 20 Mäuse, um zu überprüfen, ob die Gene, die in Blutstammzellen von Patienten eingeschleust werden sollen, auch wirklich an der richtigen Stelle im Erbgut landen. Sonst besteht die Gefahr, dass sich Tumore bilden", sagt Prof. Baum, dessen Arbeit mit dem Ursula-M.-Händel-Tierschutzpreis ausgezeichnet wurde.

Baum, einer der weltweit führenden Gentherapie-Forscher, hatte bereits 2002 auf diese Gefahr hingewiesen. Der Hämatologe behielt recht. Sieben Menschen, die wegen eines schweren genetischen Immundefekts eine Gentherapie erhalten hatten, erkrankten an Leukämie. Ausgelöst wurde sie durch Transportvehikel, die die gesunden Gene in die Blutstammzellen der Patienten einschleust hatten. Damit sich das nicht wiederholt, wurden neue Transportvehikel entwickelt. Bevor sie eingesetzt werden, wird getestet, welche Veränderungen sie im Erbgut auslösen. Der Test erfolgte bislang an Mäusen. "Jetzt untersuchen wir das in einer Zellkultur", sagt Baum. Das schont nicht nur Mäuse. Der Test ist auch sensibler als der Tierversuch, und er geht viel schneller: Nach sechs Wochen liegt das Ergebnis vor, im Tierversuch mussten die Forscher zwei Jahre warten. Somit macht der Test die Gentherapie auch sicherer. Die veranlasste die staatlichen Zulassungsstellen für Arzneimittel, unter ihnen auch die US-Behörde FDA, die Ersatzmethode anzuerkennen.