“Monster Hunter“, eine Art “World of Warcraft“ für unterwegs, hat bereits Millionen Japaner in einen Spielrausch versetzt. Die neueste Folge soll auch Europa erobern.

Das Nachtsichtgerät taucht die Umgebung in trübes Grün. Viel ist nicht zu erkennen, doch die vier Japaner, die vor der verwackelten Kamera durchs Unterholz stapfen, sind offenbar einem gefährlichen Wesen auf der Spur. "Ein Narugakaruga", stellt einer der Jäger fest, "aber ein ziemlich kleines." Urplötzlich macht sich das "Kleine" durch markerschütterndes Brüllen bemerkbar, Augen blitzen bedrohlich hinter Bäumen auf, kurz darauf wird der Geländewagen der Truppe wie ein Federball durch die Luft geschleudert. "Stimmt es, dass die Monster in den Westen ziehen?", wird der Anführer am Ende der merkwürdigen Szene gefragt. "Ja", bestätigt er und fügt hinzu: "Hoffentlich ist man dort vorbereitet."

Das Filmchen, online verbreitet, ist ein Werbespot für ein Videospiel, das sich in Japan zum Volkssport entwickelt hat und nun auch Europa erobern soll. "Monster Hunter" ist eine Mischung aus Action- und Rollenspiel, in dem der Spieler in einer urzeitlich wirkenden Fantasy-Welt Riesenechsen und Säbelzahntiger jagt. Seit die Serie, die vor fünf Jahren für die Playstation-2-Konsole erschienen ist, ihren Weg auf Sonys tragbare Playstation PSP gefunden hat, gehen immer mehr Japaner ihrem Jagdtrieb nach. Die aktuelle Episode, "Monster Hunter Portable 2G", verkaufte Hersteller Capcom drei Millionen Mal.

Die Neuauflage "Monster Hunter Freedom Unit" ist seit fünf Tagen auch in Deutschland zu kaufen. Einen Hype wie in Japan gibt es um das Spiel hier aber nicht. Trotzdem hätten sich die "Monster Hunter" in den ersten Tagen in Hamburg sehr gut verkauft, meint Idris Akdemir, Geschäftsführer von "Game-Castle" (Kurze Mühren). "Viele Fans sind am Tag der Veröffentlichung gekommen, um sich ein Exemplar zu sichern."

In der Neuauflage kann man über die drahtlose Netzwerkverbindung der PSP mit bis zu drei Mitspielern auf die Pirsch gehen. So finden sich in japanischen Fußgängerzonen und U-Bahnen immer öfter spontane Jagdgemeinschaften zusammen. Für die traditionell kontaktscheuen Japaner ist die Monsterhatz offenbar ein willkommenes Hilfsmittel, Bekanntschaften zu schließen. Zwei bis drei Sunden ist der japanische Durchschnittsspieler im Land der Monster unterwegs, es gibt "Monster Hunter"- Kaffeetassen, "Monster Hunter"-Badelatschen, ein Sammelkartenspiel und Plüschtiere. Spieldesigner Shintaro Kojima ist überzeugt, dass das Monster-Virus auf den Rest der Welt übergreifen wird: ",World Of Warcraft' ist ein riesiger Hit in Europa und unser Spiel ist so etwas wie eine mobile Version auf einer kleineren, lokalen Ebene, die dadurch sogar ein intensiveres Spielerlebnis bietet."

Für Freunde schneller, unkomplizierter Action sind die Monsterjäger allerdings weniger geeignet. Das Spiel ist komplex und besteht zum überwiegenden Teil aus Feilschen um Beute und Ausrüstung, dem Mixen gefundener und selbst angebauter Kräuter und dem stetigen Verbessern der eigenen Spielfigur, einer bizarren Mischung aus Steinzeitmensch und Hightech-Soldat. Doch wen die Steinzeitmonster einmal in ihren Bann geschlagen haben, den lassen sie so schnell nicht wieder aus ihren Klauen. Fans investieren schon mal 1000 Spielstunden, um den ultimativen Monsterjäger zu erschaffen.