Die faszinierenden Filmsequenzen wurden mit einer fürs Militär entwickelten Kamera gemacht - überall auf der Welt.

Die Schönheit unseres Planeten zeigt sich vor allem aus der Vogelperspektive: Korallenriffe im türkisblauen Wasser, imposante Baumkronen in einem fast endlos erscheinenden Regenwald, schroffe Eisgebilde am Rande des arktischen Polarmeeres, hinabstürzende Wasserfälle - viele Menschen sind von solchen Bildern beeindruckt. Aber mit ihrem Lebensstil tragen sie täglich dazu bei, dass dieses Bild der Erde verblasst und die Wunden, die die Menschheit dem Blauen Planeten zufügt, mehr und mehr in den Vordergrund treten. Der französische Fotograf und Filmemacher Yann Arthus-Bertrand greift diesen Kontrast auf und ruft am heutigen internationalen "Tag der Umwelt" mit seinem Film "Home" zur Umkehr auf.

"Home" ist eine Hommage an die Schönheit der Natur, zeigt aber gleichzeitig ihre Verletzlichkeit. Die Filmemacher wollen viele Menschen erreichen, deshalb hatten sie sich von vornherein zum Ziel gesetzt, dass am 5. Juni 2009, dem Weltumwelttag, der Film überall kostenlos gezeigt wird. Und das möglichst zeitgleich auf allen verfügbaren Medien - im Fernsehen, in Kinos, auf DVD, im Internet. In 87 Ländern und in 14 Sprachen übersetzt soll der Film heute zu sehen sein, verbreitete der Internet-Partner YouTube gestern.

Gezeigt wird ein zweistündiger (Kinofassung) Flug über die Schönheiten der Erde, gedreht an 217 Tagen vorwiegend aus dem Hubschrauber. An Bord waren jeweils ein dreiköpfiges Team aus Pilot, Kameramann und Bildingenieur sowie eine hochauflösende HD-Kamera. Sie wurde an einer Kugel aufgehängt, einem militärischen System zur Zielerfassung. Film und Fernsehen haben die Technik übernommen, weil sie stabilere Bilder ohne Verwackelung ermöglicht. Doch trotz aller Technik hatte Kameramann Tanguy Thuaud mit Problemen zu kämpfen: mit Insekten, die am Objektiv klebten, mit Regen und Nebel und mit der Gefahr, dass beim Hubschrauberstart aufwirbelnder Schmutz die Kamera beschädigt. Natürlich brauchte das Mammutwerk finanzkräftige Sponsoren. Arthus-Bertrand fand sie; den Löwenanteil von zehn Millionen Euro spendierte die französische Holdinggesellschaft PPR, die Marken wie Gucci, Puma und Yves Saint Laurent vereint.

"Ich bin immer noch verblüfft über die Schönheit der Bilder und die unglaubliche Auflösung der Kamera", schwärmt Arthus-Bertrand. Aus der Luft sähen selbst die Spuren der Umweltzerstörung oft ästhetisch aus, "selbst Aufnahmen von Menschen, die mit Vögeln eine rauchende Müllkippe in Dakar durchkämmen. Wenn Sie dann am Boden sind und die Dämpfe des schwelenden Plastiks wahrnehmen, die die Menschen vergiften, könnten Sie heulen."

Trotz des Füllhorns atemberaubender Impressionen sei es nicht einfach gewesen, aus den pessimistischen Bildern einen optimistischen Film zu machen, meint Arthus-Bertrand. "Aber es gibt immer eine Hoffnung." Und die sieht er in den 6,5 Milliarden Menschen, die auf der Erde leben: "Ich habe keine Lösung parat. Aber es gibt 6,5 Milliarden Lösungen in den Köpfen. Wir müssen nur zusammen daran arbeiten."

Diese Kraftanstrengung will "Home" anstoßen. Es ist ein sehr emotionaler Film, der, unterlegt durch Musik und Kommentare, vor allem durch Bilder wirkt. Und er ist anders als die üblichen Kinofilme. Arthus-Bertrand: "Sein Erfolg besteht nicht aus Millionen eingespielten Dollar oder Euro, sondern misst sich allein an der Zahl der Zuschauer."

Hier können Sie "Home" sehen: Nachrichtensender n-tv, heute, 21.10 Uhr (Dauer: 90 Min.); 23.55 Uhr, Leinwand Spielbudenplatz. Internet: www.youtube.com/homeproject.de