Dass nach ein paar Gläsern Alkohol das Autofahren tabu ist, wissen die meisten Menschen. Aber unter dem Einfluss von Medikamenten? Nein, sagt Prof. Thomas Daldrup, Forensischer Toxikologe an der Uni Düsseldorf.

"Alle Substanzen, die auf das Gehirn einwirken, beeinträchtigen die Handlungsfähigkeit." Dazu zählen z. B. Schlaf- und Beruhigungsmittel, Psychopharmaka, Mittel gegen Bluthochdruck oder Hustentropfen mit Codein. Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin passieren inzwischen unter dem Einfluss von Arzneien mindestens ebenso viele Unfälle wie unter Alkoholeinfluss. Als besonders kritisch bezeichnet er Mittel, nach deren Einnahme Blutzucker oder Blutdruck stark absinken oder Wahrnehmungs- und Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sein können. Riskant sind auch frei verkäufliche Erkältungsmittel, die besseres Durchschlafen ermöglichen, ebenso Antihistamine gegen Allergien oder Reiseübelkeit.

Auch die Betäubungsspritze beim Zahnarzt kann gefährlich werden. "Hier sind Spätwirkungen möglich", warnt Daldrup. "Das Narkosemittel kann in die Blutbahn gelangen und dann Herz-Kreislauf-Probleme bis hin zur Bewusstlosigkeit auslösen." Erst wenn die Betäubung ganz abgeklungen ist, dürfe sich der Patient wieder ans Steuer oder auf das Fahrrad setzen. Wer sichergehen will, lässt Wagen und Rad 24 Stunden lang stehen. Zu beachten sind auch Wechselwirkungen: "Wer dauerhaft mehrere Medikamente nimmt, sollte sich informieren", rät Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.