Rhythmusstörungen lösen das plötzliche Herzversagen aus.

Es passiert immer wieder: Erst im April war ein junger Mann beim "Hansaplast"-Marathon etwa 300 Meter vor der Ziellinie zusammengebrochen und wenige Minuten später gestorben, beim Berlin-Marathon im September traf es den Nächsten. Ende Oktober ereilte den Hamburger Projektentwickler Falk Brückner beim Joggen das gleiche Schicksal . . . Ob jung oder alt - etwa 900 Sportler erleiden jährlich in Deutschland den plötzlichen Herztod. Wie kommt es dazu? Sport ist doch gesund.

In jedem Fall gerät das Herz aus dem Takt. Eine Herzrhythmusstörung, das Kammerflimmern, bereitet dem Leben ein jähes Ende. Dafür gibt es zwei Ursachen. "Bei älteren Menschen kommt es häufig infolge einer Verkalkung der Herzkranzgefäße zu einem Herzinfarkt. Bei körperlicher Belastung werden Stresshormone freigesetzt, welche die Blutplättchen aktivieren. Brechen Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen auf, siedeln sich diese Blutplättchen dort an und verursachen einen akuten Herzinfarkt", erläutert Prof. Karl-Heinz Kuck, Leiter der Kardiologischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus St. Georg. Das sei sicher die häufigste Ursache des plötzlichen Herztodes beim Joggen, weil die Menschen meist gar nicht wissen, dass sie herzkrank sind.

Jüngere Menschen haben dagegen oft eine angeborene Muskelverdickung der linken Herzkammer. Das Herz reagiert auf körperliche Belastung mit einer Rhythmusstörung - der Sportler fällt um. Wer sich gerade mit einer Grippe oder auch einem Schnupfen plagt, sollte seinen sportlichen Ehrgeiz zügeln: "Die Virusinfektion kann zur Entzündung des Herzmuskels führen, die still und heimlich abläuft", warnt Kuck. Bei Belastung streike dann das Herz, dies könne tödlich enden. "Die Menschen treiben zunehmend mehr Sport, was im Grunde positiv ist. Doch gerade junge Menschen packt manchmal übermäßiger Ehrgeiz", betont Kuck. Wer regelmäßig joggt - das beginnt schon bei zweimal wöchentlich 30 Minuten -, sollte unabhängig vom Alter seinen Gesundheitszustand vorher checken lassen. "Dazu gehören ein Belastungs-Elektrokardiogramm und eine Ultraschalluntersuchung, die jeder Internist und Kardiologe durchführen kann", erklärt der Kardiologe.

Denn nicht jeder, der glaubt, gesund zu sein, ist es auch. Jede zusätzliche Belastung bedeutet für ein vorgeschädigtes Herz eine Provokation - manchmal mit fatalen Konsequenzen. Zudem sind Warnzeichen unbedingt ernst zu nehmen: Rhythmusstörungen, Luftnot bei körperlicher Betätigung, Druck in der Brust oder im Hals, Schmerzen im Arm. "Ein verbessertes Rettungssystem, in das Laien miteinbezogen werden, könnte die Zahl der Todesfälle reduzieren", meint Kuck. Künftig sollen Defibrillationsgeräte an öffentlichen Plätzen mehr Leben retten.