Erfahrene Paare erzählten in der Axel-Springer-Passage, was die Basis einer guten Partnerschaft ist.

Einmal wieder Schmetterlinge im Bauch fühlen, Zärtlichkeit erleben und das Zusammensein mit dem anderen genießen - Verliebtsein ist nicht nur etwas für junge Menschen. Das zeigte sich in der Live-Sendung "Reif für die Liebe- Partnerschaft und Sexualität im Alter" von NDR 90,3 und Abendblatt in der Axel-Springer-Passage. 120 Besucher kamen zu der Veranstaltung, die im Rahmen der Aktionswoche "Älter werden in Hamburg" stattfand.

Zu Gast war auch ein Paar, das sich erst spät gefunden hat, Karin Riedel und Günther Stümpel. "Wir haben uns im Seniorentreff kennengelernt", erzählt Günther Stümpel (79). Nach 46 Jahren glücklicher Ehe hatte er mit 73 Jahren seine Frau verloren. Einige Zeit später lernte er Karin Riedel kennen. Beide verliebten sich ineinander. Die heute 66-Jährige trennte sich daraufhin nach 44 Jahren Ehe von ihrem Mann. Jetzt sind die beiden seit vier Jahren ein glückliches Paar. "Ich hoffe, dass wir noch lange gesund und glücklich bleiben, und wenn einer pflegebedürftig wird, haben wir uns geschworen, füreinander da zu sein", sagt Karin Riedel.

Mit dabei war auch Inge (82) und Walter Gudella (83), die kürzlich nach 60 Jahren Ehe diamantene Hochzeit gefeiert haben. Ein Patentrezept für eine glückliche Ehe weiß sie zwar nicht, aber Inge Gudella meint: "Man muss tolerant sein, wir sind zwei ganz verschiedene Typen, und bevor wir uns einig sind, dauert es manchmal doch ein bisschen." Ihr Mann ergänzt: "Wir haben gleiche Interessen und sind immer sehr gut miteinander ausgekommen."

Doch wie verändern sich Beziehungen mit der Zeit, und was macht sie so besonders? "Zwischen den Partnern herrscht viel mehr Vertrautheit. Man muss sich nicht über jede Kleinigkeit auseinandersetzen und verständigen", sagt Nils Gerke, Paartherapeut und Leiter des Beratungszentrums St. Petri.

Wie schaffen es Paare, auch in schweren Zeiten glücklich zu sein?"Wichtig ist, dass man einander respektiert und aufeinander hört. Man muss nicht immer der gleichen Meinung sein, man kann auch mal unterschiedliche Lösungen suchen, aber sollte dabei immer zum Ausdruck bringen, dass man den anderen wertschätzt und dass seine Meinung einem wichtig ist", sagt Dr. Claus Wächtler, Chefarzt der Abteilung für Alterspsychiatrie am Asklepios-Klinikum Nord-Ochsenzoll.

Liebe, Verbundenheit, Zärtlichkeit machen die Partnerschaft aus und - worüber nur ungern geredet wird - die Sexualität. Dabei ist es keinesfalls so, dass ältere Menschen keine sexuellen Bedürfnisse mehr haben. Zwar gibt es bei Männern und Frauen Alterserscheinungen und Erkrankungen, die die Sexualität einschränken können, aber in einem solchen Fall sollte man darüber mit dem Arzt zu sprechen und alle Behandlungsmöglichkeiten abzuklären.

Was kann man aber tun, wenn man alleinstehend ist? Dann kann man sich auch Unterstützung bei einer Partnervermittlung holen. Die Paartherapeutin Ulrike Grave hat in Hamburg die Partnervermittlung "Ich und Du" gegründet und gibt Tipps, worauf dabei zu achten ist: "Eine seriöse Partnervermittlung kann man am Honorar ablesen, alles, was mehr als 1000 Euro kostet, ist zu teuer. Die Menschen müssen während der Zeit, in der sie sich vermitteln lassen, eine Betreuung haben. Dazu gehört auch, dass ich jeden persönlich kennenlerne. Unglaublich finde ich, dass es Partnervermittlungen gibt, die gleich beim ersten Kontakt den Vertrag zur Unterschrift vorlegen. Unseriös ist es auch, den ,reizenden Jürgen' in einer Anzeige zu beschreiben, den es gar nicht gibt." Zu Ulrike Grave kommen Menschen aller Altersgruppen, in der Hoffnung, mit ihrer Hilfe den Partner fürs Leben zu finden.

Eine andere Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen, ist eine Tanzschule. Thomas Tretow, Leiter der Tanzschule "die zwei", trifft in seinen Seniorenkursen auf Paare und auf Alleinstehende: "Für Paare kann das Tanzen eine Vertiefung der Partnerschaft bewirken, und bei Menschen, die allein kommen, merke ich, dass sie noch einmal herauskommen aus ihrem Alltagstrott." Menschen, die überlegen, einen Tanzkurs zu besuchen, empfiehlt Tretow, sich Gruppen zu suchen, in denen sie altersgerecht untergebracht sind.

Egal in welchem Alter, es lohnt sich immer, sich noch einmal auf die Suche zu begeben. Und vielleicht sollte man dazu noch den Rat von Günther Stümpel beherzigen. "Das Wichtigste in einer guten Beziehung ist die gegenseitige Rücksichtnahme. Man muss den Partner so nehmen, wie er ist und auch auf seine Schwächen eingehen. Es ist das Verkehrteste, gerade im Alter zu versuchen, jemanden umzuerziehen."